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Frühe Menopause: Eierstöcke "aufgeweckt"

Die Forschungen US-amerikanischer und japanischer Wissenschaftler gibt Frauen mit Kinderwunsch neue Hoffnung. Die Mediziner der Stanford University und der St. Marianna University School of Medicine entwickelten ein neues Verfahren, bei dem Eierstöcke zuerst entfernt und dann im Labor "wiedererweckt" wurden.

Anschließend wurden den Frauen einige Gewebsteile wieder implantiert - und diese nahmen tatsächlich ihre Arbeit wieder auf und produzierten befruchtungsfähige Eizellen.

Zu frühe Menopause

An der Studie hatten 27 Frauen teilgenommen, die bereits rund um das 30. Lebensjahr in den Wechsel kamen und dadurch unfruchtbar waren. Sie litten unter einer primären Eierstockinsuffizienz. Jede 100. Frau ist davon betroffen. Die Störung beruht auf einer Veränderung der Eierstöcke selbst, sie können ihrer Arbeit nicht mehr nachkommen, das monatliche Reifen einer Eizelle wird eingestellt. Es kann sich dabei um eine Fehlbildung oder um eine Funktionsstörung der Eierstöcke handeln, die angeboren sind oder im Laufe des Lebens erworben wurden.

Bereits bei der Geburt ist in den Eierstöcken festgelegt, normalerweise sind diese erst rund um das 50. Lebensjahr aufgebraucht. Bei primärer Eierstockinsuffizienz können etwa zu wenig Eizellen angelegt sein, sie brauchen ihren Vorrat zu schnell auf oder sie sind nicht voll ausgebildet.

Eierstöcke noch funktionsfähig

Die Eierstöcke selbst sind aber noch funktionsfähig. Deshalb versuchten die Forscher diese in der aktuellen Studie zu aktivieren. Sie kombinierten dabei zwei Verfahren. Einerseits wurden die Eierstöcke entnommen und in Fragmente unterteilt, die weiters einer Fruchtbarkeitsbehandlung unterzogen wurden. Andererseits unterstützten die Mediziner die Entwicklung von Eizellen-Follikeln mit einer Chemikalie. Dann wurden diese stimulierten Fragmente direkt auf den Eileitern platziert.

Nach weiteren, zusätzlichen Hormonbehandlungen für die Frauen begannen sich die Eizellen-Follikel zu entwickeln. Nun wurden diese für eine künstliche Befruchtung im Labor entnommen. Zumindest in zwei Fällen nistete sich das befruchtete Ei tatsächlich in der Gebärmutter ein. Eines der Babys kam gerade zur Welt, eine weitere Frau ist laut dem Fachmagazin PNAS, in dem die Studie veröffentlicht wurde, derzeit noch schwanger.

Die neue Kombi-Methode soll 25 bis 30 Prozent betroffener Frauen helfen, schätzen die Forscher. Sie gehen davon aus, dass das Verfahren auch bei weiteren Formen von Unfruchtbarkeit eingesetzt werden kann. Etwa nach einer Krebserkrankung mit Strahlen- oder Chemotherapie. Und für Frauen zwischen 40 und 50 Jahren, denen für ihren Kinderwunsch ihr zu unregelmäßiger Zyklus im Weg steht.

Skepsis

Doch andere Mediziner sind noch skeptisch, ob die an sich clevere Methode tatsächlich eine gängige Behandlung bei unerfülltem Kinderwunsch werden kann. Sie fordern noch weitere, vertiefendere Studien. Für den Wiener Reproduktionsmediziner Wilfried Feichtinger ist die Idee, noch funktionsfähige Eierstöckfragmente zu stimulieren, nicht neu. "Hier gibt es mehrere Ansätze, besonders in Japan wird das bereits länger versucht." Die in der aktuellen Studie angewendete Methode, das stimulierte Gewebe wieder im Bereich von Eierstock und Eileiter zu platzieren, "ist wahrscheinlich am effektivsten".

Es gehe ein wenig in Richtung "social freezing", also Ei- oder Samenzellen in jungen Jahren einzufrieren, um sie bei späterem Kinderwunsch zu aktivieren. Diese Methode ist aber in Österreich noch wenig publik - und rechtlich beschränkt auf Patienten, die vor einer Chemo- oder Strahlentherapie stehen, aber noch Kinder möchten.