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Feuerwerkskörper: "Wie eine kleine Kriegsverletzung"

Kracher, Böller, Feuerwerksraketen: "Jedes Jahr versorgen wir in der Silvesternacht ein bis zwei schwere Handverletzungen – von den kleinen Verbrennungen gar nicht zu reden", sagt. Prim. Univ.-Prof. Mehdi Mousavi, ab 2015 für zwei Jahre Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie und Leiter der Unfallchirurgie im SMZ Ost-Donauspital. Betroffen sind großteils männliche Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren.

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Um Sehnen, Gefäße (Arterien, Venen), Nerven und Knochen rekonstruieren zu können, seien zwei- bis achtstündige Operationen notwendig – und häufig auch mehrere spätere Folgeeingriffe. "Wir haben heute eine sehr gute wiederherstellende Chirurgie – aber trotzdem kommt es immer wieder zu bleibenden Funktionseinschränkungen." Mousavi: "Das betrifft vor allem die Feinmotorik, etwa das Schreiben bzw. Tippen auf einer Tastatur. Es ist meist eine lange Rehabilitationsphase notwendig, bis die Feinmotorik wieder zurückkommt." Doch nicht immer gelinge das in vollständigem Umfang: "Und es kommt leider auch vor, dass wir nach der Explosion eines Feuerwerkskörpers einen Finger amputieren müssen."

"Substanzdefekte"

Die Explosion ist es auch, die die Arbeit für die Chirurgen so schwierig macht: "Wenn Sie sich mit dem Küchenmesser einen Finger durchtrennen, ist das ein glatter Schnitt ohne Verlust von Gewebesubstanz. Bei Explosionsverletzungen ist das ganz anders." Hier kommt es zu dem, was die Chirurgen als "Substanzdefekte" bezeichnen – also das Fehlen von Gewebestücken. "Das ist fast wie eine kleine Kriegsverletzung", sagt Mousavi. Häufige Verletzungsursachen seien ein zu geringer Sicherheitsabstand und ein zu frühes Zünden – wenn der Knallkörper noch in der Hand gehalten wird. "Viele Patienten sagen, sie waren ganz verwundert, weil sie doch alle angegeben Gebrauchs- und Sicherheitshinweise eingehalten hätten."

Zweifel an den Angaben

Doch für ihn stelle sich die Frage, ob die Angaben immer stimmen: "Die Qualität scheint hier nicht immer gegeben zu sein."

Doch auch dann, wenn alle Angaben korrekt sind, "kann etwas passieren. Aus meiner Sicht als Unfallchirurg gehören pyrotechnische Produkte in die Hände eines Pyrotechnikers. Ich habe so viele Verletzungen gesehen, dass ich nur generell davon abraten kann. Der beste Tipp ist: Hände weg davon." Besonders die Kombination Alkohol und Pyrotechnik sei ein "absolutes No-Go", betont Mousavi.

Unkalkulierbare Gefahr

Rund 600 Menschen verletzen sich jährlich beim Hantieren mit pyrotechnischen Produkten so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen, heißt es beim Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs. Laut Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV) sind rund zwei Drittel der Verletzten unter 25 Jahre. Vor allem nicht zugelassene Produkte stellen laut KfV eine große und unkalkulierbare Gefahr dar, auch wenn man sie vorsichtig verwende.

Die Abteilung von Prim. Mousavi ist in der Silvesternacht personell aufgestockt: "Zu den üblichen vier Nachtdienstärzten kommt ein weiterer Facharzt hinzu, und auch das Pflege- und Schreibpersonal wird verstärkt."