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"Ein demagogischer Anschlag auf Privatspitäler"

  KURIER: Herr Hadschieff, Wiens Patientenanwältin Sigrid Pilz sieht Patienten in Privatspitälern größeren Gefahren ausgesetzt als im Gemeindespital. Zu Recht?
Julian Hadschieff: Ihre Aussagen sind absurd und ein demagogischer Anschlag auf sehr erfolgreiche Privatkliniken. Pilz sollte sich der Würde ihres Amtes bewusst werden und zur Objektivität zurückkehren. Die Fakten sprechen ganz deutlich eine andere Sprache.

Welche?
2010 wurden in Wiens Gemeindespitälern 400.000 Menschen betreut. Davon haben sich 900 bei der Pa­tientenanwaltschaft beschwert. In den Privatkliniken wurden zur selben Zeit 34.000 Patienten behandelt, aber nur 22 waren mit der Behandlung unzufrieden – also deutlich weniger .

Pilz sagt, Privatspitäler würden Patienten bei Komplikationen oft in Gemeindespitäler verlegen, wodurch hohe Folgekosten für die Allgemeinheit entstehen.
Auch das ist falsch. Nur 1,26 Prozent unserer Pa­tienten müssen in eine Zen­tralkrankenanstalt verlegt werden. Aber auch etliche Gemeindespitäler sind etwa nicht in der Lage, Transplantationen durchzuführen. Deshalb gibt es auch im öffentlichen Bereich Transfers und zwar mehr als doppelt so häufig als bei uns.

Kritiker der Privatspitäler schwingen gerne die Moralkeule "Zweiklassenmedizin". Trifft Sie das?
Ich bin kein Sozialromantiker. Mir ist wichtig, dass wir in Österreich in einer Solidargemeinschaft leben und dass es eine hervor­ragende Versorgung für alle gibt. Das ist der Fall. Ich kann aber auch verstehen, wenn sich Patienten privat versichern, um sich ihren Arzt aussuchen zu können, um ein besseres Service zu erhalten und um mit kürzeren Wartezeiten in Privat­kliniken rechnen zu dürfen.