Eine App gegen das Vergessen
Von Laila Docekal
Elke Koller weiß zwar nicht, was ein Tablet ist, aber das Computerprogramm mit ihren Fotos findet sie aufregend. Auf dem Bildschirm ist das Bild einer Hochzeitsgesellschaft eingeblendet. "Da hat meine Tochter Claudia geheiratet!" Das nächste Foto zeigt ihren Enkel Markus als kleines Baby. Nun die Herausforderung: Sie muss zuordnen, ob er vor oder nach der Hochzeit geboren wurde. "Das war eindeutig danach." Dazu zieht sie das Foto auf den Pfeil "nachher".
Mithilfe eines Sozialarbeiters trägt Frau Koller Fotos, Ereignisse und Notizen in einer Zeitleiste ein. Als ergänzende Unterstützung werden diese Einträge mit historischen Ereignissen verknüpft: Frau Kollers Sohn Thomas wurde etwa in demselben Jahr geboren, in dem Bruno Kreisky Bundeskanzler wurde: 1970.
Frisuren von damals
Maria Schmid ist 88 Jahre alt und kam direkt von einem Spitalsaufenthalt ins Haus Schönbrunn. Persönliche Gegenstände wie Fotos hat sie nicht mehr. Sie macht die Erinnerungsübungen mit Fotos von Politikern, Berühmtheiten und historischen Ereignissen – Kaiserin Sissi bis zum Bau der Wiener U-Bahn. Die beiden Damen erinnern sich mit dem Tablet gemeinsam an die Mode von damals, die Frisuren. Die eine zeigt der anderen, wie sie damals ausgesehen hat.
Die Initiative zu der App gegen das Vergessen kam von Heinrich Hoffer – er hat jahrelang ehrenamtlich im Haus Schönbrunn geholfen. "Mir ist aufgefallen, dass die Gesprächsfreudigkeit unter den Menschen immer mehr zurückgeht." Beim Ordnen seiner vielen Fotos in diversen Schuhschachteln kamen bei ihm nicht nur viele Erinnerungen hoch – er kam auch auf die Idee, ein Werkzeug zu schaffen, das Menschen im Pflegeheim hilft, ihr Leben mitzubringen und anderen mitzuteilen.
Das "Lebensnetz" wurde mithilfe der Caritas, Ergotherapeuten, Demenzforschern und den Spieleentwicklern Ovos media entwickelt. Derzeit ist man noch auf der Suche nach Sponsoren, damit es 2015 auf den Markt gebracht werden kann.
Infos unter www.lebensnetz.at