Blut-Test erkennt Krebsrückkehr frühzeitig
Von Ingrid Teufl
Auch nach einer erfolgreichen Therapie bleibt bei vielen Krebspatienten die Angst vor einer Rückkehr des Tumors. "Bei etwa zehn Prozent der Fälle sind auch bei Brustkrebspatientinnen, die nach einer erfolgreichen Therapie als gesund gelten, noch Tumorzellen nachweisbar", sagt Prim. Christian Singer, Leiter des Brustgresundheitszentrums an der MedUni Wien. Britischen Forschern gelang es nun erstmals, in einer Studie mit Brustkrebspatienten mithilfe von Blut-Tests derartige Tumorzellen, die die Therapie überlebt haben, schon viel früher als eine eigentliche Diagnose mittels Analysen der Krebs-DNA im Blut festzustellen. Dies könnte zukünftig die Therapien verbessern, schreiben die Wissenschaftler im Fachmagazin "Science Translation Medicine". Denn bei einem Rezidiv ist es wichtig, dass die Behandlung frühestmöglich beginnt.
Für ihre Studie hatte das Team rund um die Studienleiter Isaac Garcia-Murillas und Nicholas Turner vom "Institute of Cancer Research" in London insgesamt 55 Frauen nach ihrer erfolgreichen Brustkrebsbehandlung begleitet. Bei allen war der Krebs in einem frühen Stadium festgestellt worden. Bevor der Tumor entfernt wurde, hatten sie Chemotherapien erhalten.
Tumor-DNA wurde analysiert
Die Forscher analysierten nach der Operation die die DNA der Tumore und bewahrten Blutproben aus der Behandlungszeit auf. Später wurden diese alle sechs Monate mit neuen Blutproben verglichen. Darin suchten sie gezielt nach Hinweisen auf DNA-Bestandteile aus den jeweiligen Tumoren im Blut der Patientinnen.
Krebszellen im Blut früher nachweisbar
Bei 15 der Frauen kehrte der Krebs innerhalb von zwei Jahren tatsächlich wieder zurück. Bei zwölf konnten die britischen Forscher allerdings knapp acht Monate zuvor bereits Krebszellen im Blut nachweisen. "Das verändert den Weg, wie wir Krebs zukünftig beobachten werden", sagten die Wissenschaftler zu BBC "health".
Größere Studien nötig
Die DNA-Untersuchung eröffnet neue Möglichkeiten für die Krebs-Therapie, um Rezidive früher zu erkennen und zu behandeln. Die Forscher betonten allerdings, dass noch weitere - größere Studien benötigt würden.Eine möglichst frühe Prognose und Behandlung verbessere die Heilungschancen massiv, kommentierte Daniel Haber von der renommierten "Harvard Medical School" in Boston, USA, die Studie. Er sprach von "beeindruckender Vorhersagekraft". Mit Hilfe des individuellen Tumor-Erbguts könnten die Therapien zudem noch viel zielgerichteter werden und möglicherweise sogar Biopsien unnötig machen.
Wissenschaftlich spannend, aber für Praxis noch nicht nutzbar
Für die medizinische Praxis können derzeit noch keine seriösen Aussagen gemacht werden. "Das ist wissenschaftlich sehr spannend und erweitert unseren Horizont. Aber es hilft uns nicht bei der Behandlung der Frauen", betont Singer. Der Aspekt einer möglichst frühen Behandlung wird unter Medizinern intensiv diskutiert. Bisherige Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass es relativ unwesentlich für die derzeitigen Therapieoptionen ist, ob ein Rezidiv möglichst früh oder später gezeigt wird. "Die Frage ist derzeit, ob eine frühere Behandlung einen Überlebensvorteil bringt. Das konnte bisher nicht gezeigt werden", erklärt Brustkrebsexperte Singer. "Ich würde mir wünschen, dass man den Frauen auch ein Therapieangebot geben kann und nicht nur mitteilen, dass ihr Krebs zurückkehren wird." Man müsse ebenso bedenken, dass eine frühere Entdeckung auch eine längere Behandlung nach sich ziehe - mit allen negativen Begleiterscheinungen wie etwa Übelkeit durch Chemotherapien und eine allgemeine Beeinträchtigung der Lebensqualität.