Bilder vom Gehirn zeigen, wie gut Depression behandelbar ist
Bisher oblag es der Einschätzung und der Erfahrung des behandelnden Psychiaters, ob ein Patient mit Depressionen mit Antidepressiva behandelt werden sollte oder nicht. Künftig kann ein Scan vom Gehirn schon vor der Therapie zeigen, ob die Medikamente anschlagen werden oder nicht. Das konnte nun eine Forschungsgruppe der MedUni Wien gemeinsam mit internationalen Kooperationspartnern nachweisen. Die Studie wurde im Top-Journal "Translational Psychiatry" der Nature-Gruppe veröffentlicht.
Demnach zeigt die Aktivität einer Hirnregion im Vorderhirn den möglichen Therapieerfolg mit einem Antidepressivum. Diese Erkenntnis könnte zukünftig die Behandlungsdauer für depressive PatientInnen deutlich verkürzen.
Antidepressive helfen nicht jedem
Die Depression ist laut Weltgesundheitsbehörde WHO die häufigste Erkrankung im Erwachsenenalter und deren Therapie stellt große Herausforderungen an die Medizin. Obwohl heute wirksame Antidepressiva zur Verfügung stehen, führt deren Verordnung bei einem beträchtlichen Prozentsatz der PatientInnen nicht zum gewünschten Erfolg. Denn nicht jeder Betroffene spricht auf eine antidepressive Therapie an, Medikamente müssen häufig mehrmals umgestellt werden und so kommt es oft zu einem monatelangen Prozess, bis sich Symptome verbessern oder der Patient wieder vollständig gesundet.
Die Gehirnaktivität entscheidet über den Therapieerfolg
Für die Studie wurden an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der MedUni Wien (Leiter: Siegfried Kasper) durch das Studienteam 22 depressive PatientInnen mit dem Medikament Escitalopram über acht Wochen behandelt. Dieses am häufigsten verordnete Antidepressivum führt zu einer Erhöhung von Serotonin in der Nervenzelle.
Weiters wurden im Verlauf der Therapie an der MedUni Wien/AKH Wien vier Untersuchungen mittels hochauflösender Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt. „Patienten mit genügend starker Aktivität im Vorderhirn sprachen auf die Therapie mit einem Antidepressivum an, während bei Patienten, bei denen dies nicht der Fall war, ein Therapieerfolg ausblieb“, beschreibt Studienleiter Lukas Pezawas das Resultat. Die Studie zeigte, dass diese Hirnregion die Wirkung des Antidepressivums auf Emotionsregionen im Gehirn unterstützt und deren Aktivität eine notwendige Voraussetzung für dessen Therapieerfolg ist.
"Weitreichende Folgen für das weitere ärztliche Vorgehen"
Die Studie unterstreicht, dass die Vorhersage eines Therapieerfolgs mittels neuartiger bildgebender Verfahren möglich ist. „Diese Ergebnisse sind wichtig für das Verständnis, wieso ein Antidepressivum bei einem Patienten wirkt und beim Anderen nicht. Dies hat weitreichende Folgen für das weitere ärztliche Vorgehen. Außerdem ist es denkbar, dass in Zukunft medikamentöse oder psychotherapeutische Maßnahmen ergriffen werden, die die Besserungsraten bei heute erhältlichen Antidepressiva noch weiter steigern“, erklärt Pezawas.