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Bald in Österreich: Blinde Frauen ertasten Brustkrebs

In Deutschland gibt es das Konzept schon länger, nun sollen blinde Frauen auch in Österreich bei der Früherkennung von Brustkrebs unterstützen. "Discovering Hands" heißt das Franchise-Projekt, bei dem auf den ausgeprägten Tastsinn blinder und sehbehinderter Frauen gesetzt wird, um bereits kleinste Knoten zu entdecken. Das Brustgewebe wird entlang von aufgeklebten Orientierungsstreifen systematisch mit Druckbewegungen der Finger abgetastet – ausführlicher als dies in der gynäkologischen Praxis möglich ist.

Medizinische Tastuntersucherinnen

In einer neunmonatigen Fortbildung werden die Frauen zu "Medizinischen Tastuntersucherinnen" ausgebildet (MTU) und ihr Tastsinn speziell auf Knoten in der Brust trainiert. Die Untersuchung soll kein Ersatz für schulmedizinische Methoden wie Ultraschall oder Mammografie sein, sondern eine Ergänzung dazu darstellen.

Ihre Wirksamkeit wurde etwa in einer Studie der Universitätsfrauenklinik Essen untersucht, bei der 450 Frauen sowohl von MTU als auch von Ärzten abgetastet wurden. Laut "Discovering Hands" ertasteten beide - Ärzte und MTU - genauso gut. Allerdings seien die Ergebnisse aufgrund der geringen Stichprobe nicht repräsentativ.

In Deutschland sind MTU in rund 20 Arztpraxen aktiv, einige Krankenkassen übernehmen die Kosten der rund 30-minütigen Tastuntersuchung. Sie kostet zwischen 45 und 50 Euro. Die Initiative wurde vom Gynäkologen Frank Hoffmann im Jahr 2006 gegründet. Über die Puls 4-Start-Up TV-Show "2 Minuten 2 Millionen" wurde nun eine Investorengruppe gefunden, die das Franchise-System für Österreich fördern möchte.