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Wie Placebos helfen können

Eine Gruppe bekommt ein neues Medikament, die andere ein Scheinmedikament (Placebo) ohne pharmakologischen Wirkstoff – weder die Probanden noch der behandelnde Arzt wissen, wer in welcher Gruppe ist: So testet man in Studien die Wirksamkeit von neuen Wirkstoffen vor der Zulassung. Forscher der University of Alabama (USA) setzten Placebos jetzt aber anders ein – bei ehemaligen Krebspatienten, die lange nach der Behandlung an moderatem bis schwerem chronischen Müdigkeitssyndrom (Fatigue) litten. Sie wurden in zwei Gruppen geteilt. Eine erhielt zusätzlich zu ihrer Standardtherapie für drei Wochen täglich zwei Placebos. Die Ärzte klärten die Patienten darüber auf, dass die Kapseln nichts als Zellulose enthielten – also keine pharmakologisch wirkende Substanz vorhanden war.

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Das Ergebnis war überraschend: Nach den drei Wochen berichteten die Studienteilnehmer der Placebo-Gruppe einen deutlichen Rückgang der Schwere ihrer Symptome (im Schnitt um 29 %). Auch den Einfluss, den die Fatigue auf ihre Lebensqualität hatte, stuften sie als deutlich geringer ein (um 39 Prozent). "Einige Teilnehmer, die dachten, das Placebo wird nichts bringen, sprachen gut darauf an. Und bei anderen, die ursprünglich glaubten, es würde ihnen helfen, zeigte sich kein Effekt", sagt die leitende Studienautorin, Teri Hoenemeyer. Die Studie ist im FachmagazinNature Scientific Reportserschienen.

"Sehr spannende Studie"

"Es ist eine sehr spannende Studie", so Markus Zeitlinger, derzeitiger Leiter der Abteilung für Klinische Pharmakologie, MedUni Wien. Er sieht die Wirkung vor allem in der Erwartungshaltung: "Gibt es an einem Tag – warum auch immer – eine Besserung, wird der Patient darauf konditioniert und erwartet sich auch für die kommenden Tage eine solche."

Die Studienautoren glauben, dass ihre Ergebnisse "revolutionäre Folgen dafür haben könnten, wie wir in Zukunft die Kraft des Placeboeffekts für die klinische Praxis nützen könnten", heißt es in einer Aussendung der Universität von Alabama.

"Die genauen Ursachen abklären"

"Man kann aus der Studie nicht ableiten, dass man jetzt Patienten mit chronischer Müdigkeit Placebos geben soll", sagt Zeitlinger. "Das würde ich nicht empfehlen. Vielmehr muss man die genauen Ursachen abklären." Positiv sei, dass den "Studienteilnehmern reiner Wein eingeschenkt wurde", betont der klinische Pharmakologe: "In der Homöopathie hingegen gibt man auch Placebos und sagt den Patienten aber nicht dazu, dass es keinen Nachweis einer Wirkung – über den Placebo-Effekt hinaus – gibt" (was Homöopathen naturgemäß anders sehen). Die US-Forscher sind jedenfalls zuversichtlich: Das Ausmaß der Placebo-Wirkung sei überraschend gewesen.