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Alzheimer: Neue Substanz könnte Verlauf verlangsamen

Leise Hoffnung auf das Jahrhundert-Medikament“ schreibt die deutsche Zeitung Die Welt. „Wenn diese ersten Daten bestätigt werden, hätten wir erstmals ein Medikament, das den Krankheitsverlauf beeinflusst und verzögert“, sagt Univ.-Prof. Peter Dal-Bianco, Alzheimer-Experte an der MedUni Wien: „Es ist zweifelsohne ein Fortschritt – aber noch ist es zu früh, von einem Durchbruch zu sprechen.“

Auf der Internationalen Konferenz der Alzheimer’s Association in Washington DC präsentierte die Firma Eli Lilly neue Daten zu ihrem Antikörper Solanezumab. Er wirkt gegen krankhaft veränderte Eiweiße (Beta-Amyloid), die bei vielen, aber nicht allen Alzheimer-Patienten vorhanden sind. Alle drei Monate wird das Medikament per Infusion verabreicht. Seit langem gilt es als Hoffnungsträger, doch 2012 kam die große Enttäuschung: Nach 18 Monaten Therapie zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen jenen Patienten, die dieses Medikament erhalten hatten und jenen, die nur ein Placebo bekamen.

Positive Effekte

„Doch dann schaute man sich nur die Daten der Patienten mit Alzheimer im Frühstadium an – und fand Hinweise, dass es hier positive Effekte geben könnte.“ Daraufhin bekamen nur diese Patienten mit einer frühen Alzheimer-Erkrankung und eindeutig nachgewiesenen veränderten Eiweißen im Gehirn für nochmals 18 Monate den Wirkstoff. Und auch die Patienten, die bisher nur ein Placebo erhielten, wurden auf das neue Medikament umgestellt.

Besser im Alltag

„Danach zeigte sich, dass jene Patienten, die das Präparat am längsten erhalten hatten, in Tests am besten abschnitten“, so Dal-Bianco. Im Vergleich zur Placebo-Gruppe waren jene mit der Impfung bei Tests um 18 Prozent in ihren Alltagsfunktionen besser und um 34 Prozent in ihrer geistigen Leistungsfähigkeit. „Möglicherweise kann die Substanz den Krankheitsverlauf zwar nicht stoppen, aber den Zelluntergang zumindest bremsen und verzögern.“

Klarheit soll eine weitere Studie bringen, deren Ergebnisse für 2016 erwartet werden. Sollten diese dann die jetzigen, vorläufigen Untersuchungsergebnisse bestätigen, wäre dies für viele Experten tatsächlich ein Durchbruch. „Mehrere Firmen haben ähnliche Antikörper in Entwicklung – für die alle wären diese Daten von großer Bedeutung“, sagt Dal-Bianco.

Bessere Früherkennung

Doch auch bei einer Bestätigung der positiven Daten bliebe eine Frage offen, so Dal-Bianco: „Wann ist der beste Zeitpunkt für den Beginn der Therapie?“ Denn die Krankheit beginnt 15 bis 20 Jahre vor dem Auftreten der ersten Symptome: „Wir bräuchten einen Biomarker zur Früherkennung.“ Er vergleiche das mit einem feuchten Haus: „Hier ist es auch besser, feuchte Wände gleich zu sanieren – und nicht erst nach 15 bis 20 Jahren, wenn die Schäden sich bereits stark im Gemäuer ausgebreitet haben und daher kaum mehr sanierbar sind.“