Wie Farbe und Muster auf die Ostereier kamen
Von Hedwig Derka
Das Federkleid lässt keine Schlüsse auf die Farbe der Eier zu, dafür die Ohrscheiben: Reinrassige Hühner mit weißen Hautlappen bei den Lauschern bebrüten in der Regel weiße Eier, Rassehennen mit roten Ohrscheiben sitzen meist auf braunem Gelege. Die Natur färbt Vogeleier semmelgelb bis mahagoni, blau bis türkis und sprenkelt sie mit winzigen Tupfen oder großen Flecken oder lässt sie uni.
Menschen versuchen seit jeher den fragilen und gleichzeitig robusten Eiern ihre Handschrift zu verpassen. 60.000 Jahre alte verzierte Straußeneier aus dem Süden Afrikas liefern den Beweis. Auch die Sumerer und Ägypter vor 5000 Jahren gaben ihren Toten bearbeitete Rieseneier mit ins Grab.
Christlicher Brauch
Das Verschönern von Schalen ist viel älter als die christliche Oster-Tradition. Mit den Bräuchen rund um die Auferstehung Jesu sind die gefärbten und bemalten Eier aber zum heutigen Aufputz geworden. Eine Ausstellung im Wiener Volkskundemuseum zeigt, dass das zerbrechliche Ziergut einst auch Prestigeobjekt, Geschenk und Lohn war.
Ei-Sammlung im Volkskundemuseum
Zerbrechliches Geschenk
"Seit wann und warum Eier zu Ostern gefärbt werden, ist nicht eindeutig nachvollziehbar", sagt Witzmann. Im ausklingenden Mittelalter finden vor allem rot gefärbte Ostereier Erwähnung. Mit der Gegenreformation mehren sich Quellen über bunte Eier. Sobald sie nach den kargen Wintermonaten wieder verfügbar waren, wurden sie zu kleinen Kunstwerken gestaltet. Gefärbt und verziert dienten sie als Geschenk von Pate an Patenkind oder umgekehrt. Von Verehrer an Verehrte. Oder von Bursch an Mädchen als Wiedergutmachung für die traditionellen vorösterlichen Rutenhiebe.
Techniken
"Die Eier wurden eher weniger mit dem Pinsel bemalt", sagt die Osterei-Expertin. Muster, Zeichnungen, Sprüche und Namen kamen durch die unterschiedlichsten Techniken auf die Schale. Dabei haben sich die Färbemittel im Laufe der Zeit stärker verändert als die Fertigkeiten der Gestaltungskünstler:
Alternative Zier-Eier
Heikle Museums-Arbeit
Das Hühnerei in Schale hat trotzdem nichts an Attraktivität eingebüßt. "Wir versuchen, alte und neue Kostbarkeiten zu archivieren", sagt Nora Witzmann. Inventar-Nummern kommen jetzt direkt mit reversiblem Kleber aufs Ei. Jedes Stück wird zudem digital dokumentiert. Die Arbeit bleibt "heikel. Was weg ist, ist weg".
Ausstellung
"Alles Ei!" in der öffentlichen Passage des Volkskundemuseums (1080 Wien, Laudongasse 15-19) ist bis 5.6.2017 zu den Öffnungszeiten (jeweils Dienstag bis Sonntag von 10 bis17 Uhr) kostenlos zugänglich.