Wirtschaft

Zyperns Banken bluten trotz Kontosperren aus

Wenigstens der Sommer war ein Lichtblick: Die Touristen blieben Zypern treu, die Mittelmeerinsel profitierte von den Turbulenzen in der Türkei und Ägypten. Sonst sieht es düster aus. Das Wachstum kommt frühestens 2015 zurück. Bis dahin wird die Wirtschaftsleistung um 13 Prozent (2013 und 2014) geschrumpft sein. 17,3 Prozent der Zyprioten waren im Juli ohne Job – 12 Monate davor waren es noch 12,2 Prozent.

Die Chaostage von März 2013 hatten die Finanzhochburg und das Steuerparadies rüde aus den Träumen geweckt. Der Kollaps der größten Banken riss den Staat mit in die Pleite. Wochenlang wurde über die umstrittene Enteignung der Sparer gefeilscht, am Ende schnürten IWF und EU ein 10-Milliarden-Euro-Paket. Sparen, Reformieren, Privatisieren: Ja, Zypern hat seine Vorgaben erfüllt, urteilt der jüngste Troika-Bericht. Weitere 1,5 Mrd. Euro aus dem Eurohilfsfonds ESM dürfen fließen, womit 47 Prozent des 10-Mrd.-Pakets ausbezahlt sind. Entwarnung gibt es keine: „Die Risiken für das Programm bleiben erheblich“, sagte IWF-Chefin Christine Lagarde.

Die EU schaufelte im Budget 2014 zusätzliche 200 Millionen Euro für Zypern frei. Sie sollen Jobs bei Kleinunternehmen absichern und in Energieeffizienz investiert werden.

Gemächlicher Bank-run

Die Achillesferse bleibt der Finanzsektor. Das größte Institut, Bank of Cyprus, gilt zwar seit Ende Juli offiziell als saniert. Über dem Berg ist die Bank aber nicht, die Zentralbank muss mit üppigen Notkrediten aushelfen. Vor allem die Geldabflüsse bereiten heftige Kopfschmerzen: Seit März wurden 8 Milliarden Euro abgezogen. Einzelne Geldhäuser verloren ein Fünftel ihrer Einlagen, obwohl Zyperns Sparer und Unternehmer noch gar nicht frei über ihr Geld verfügen können. Pro Tag dürfen sie nur 300 Euro beheben, Überweisungen ins Ausland sind genehmigungspflichtig. „Ende Jänner 2014 werden die Kapitalkontrollen aufgehoben“, versprach Präsident Nikos Anastasiades. Experten halten das für riskant.