Wirtschaft

Brisante Fracht aus karibischem Steuerparadies

Wieder einmal geraten Steuerhinterzieher ins Schwitzen. Denn dem Hamburger Zoll dürfte ein großer Coup gelungen sein. Wie die Welt am Sonntag berichtet, haben Fahnder bei Routine-Inspektionen im Hafen der Metropole zwei Container aufgebracht, die brisantes Material enthielten: Mehr als 1000 Kartons mit 14.000 Bankdaten von Kunden der Schweizer Privatbank Coutts auf den Cayman Islands. Ob sich auch Österreicher darunter befinden, ist noch unklar.

Die Karibikinseln sind als Steuerparadies verschrien. Laut einer Erhebung des Netzwerks Steuergerechtigkeit liegen sie auf Rang vier der intransparentesten Finanzplätze (hinter Schweiz, Luxemburg und Hongkong). Mehr als 200.000 Firmen (bei 40.000 Einwohnern) sind registriert, vornehmlich aus der Finanzbranche. Viele haben nur ein Postfach, das reicht, um steuergünstig Geschäfte abzuwickeln. Zahlreiche Banken sind vor Ort.

So auch die Bank Coutts, die bereits 2012 ins Visier der Fahnder geriet. Damals hatte Nordrhein-Westfalen eine CD gekauft, auf der sich Namen von 120 Coutts-Kunden befanden, die Steuern hinterzogen haben sollen.

Die Kombi aus Cayman Island plus Coutts machte die Ermittler hellhörig. "Wenn solch ein Beweismittel praktisch bei uns vorbeigeflogen kommt, ist es unsere Pflicht zuzuschlagen. Wir wissen ja, wer Offshore-Geschäfte macht", hieß es aus Zollkreisen zu der Zeitung. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Die Bank bestätigte die Beschlagnahmung der Unterlagen. Im Rahmen einer Neuordnung "findet derzeit ein Umzug von Unterlagen von den Caymans in unser bestehendes Dateneinlagerungszentrum statt", so eine Sprecherin. Die Bank arbeite "konstruktiv und eng mit den Behörden zusammen, um eine Lösung zu finden und die Unterlagen wieder auf ihren Weg zu bringen".

Bin Laden

Die Ermittler entdeckten bei Durchsicht der Kartons auch Unterlagen der Familie des getöteten Terroristen Osama bin Laden. Schon vor zwei Jahren kritisierte die britische Finanzaufsicht die Bank Coutts, da sie Kriminellen und Despoten aus Krisenregionen bei der Geldwäsche helfe.