Wirtschaft

Wohin die Österreicher am liebsten verreisen

Deutschland war diesen Sommer unter den Top-3-Destinationen im Ausland – gleich hinter Italien und Kroatien. Jeden Zehnten hat es hierzulande nach Deutschland gezogen. Das will die Statistik Austria in österreichweit 14.000 Telefoninterviews erfragt haben. Klingt – trotz Städtetrips nach Berlin – viel, ist aber leicht erklärt. „Jeder Zehnte, der in Österreich lebt, ist nicht hier geboren“, sagt Peter Laimer, Tourismusverantwortlicher in der Statistik Austria. „Unter anderem 227.000 Deutsche.“ Ihre Reisen zu Verwandten und Bekannten sind auch in der Statistik enthalten – unabhängig davon, ob ein Veranstalter oder Hotelier daran verdient hat.

 

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Die Liste der topgebuchten Destinationen seitens der Reiseveranstalter schaut freilich anders aus. „Da kommt Deutschland nicht unter den Top 10 vor“, sagt Branchensprecher Josef Peterleithner. Mit dem Auto reisen die Österreicher traditionell im eigenen Land oder nach Italien und Kroatien. Wer für einen Mittelstreckenflug eincheckt, landet allen voran in Griechenland, Spanien oder der Türkei. Wobei Spanien vergangen Sommer weniger angesagt war. Nicht nur wegen der zuletzt empfindlich gestiegenen Preise, auch weil es nach der Pleite von Air Berlin weniger Flugverbindungen gab.

Apropos Billigflieger: Sie haben seit Mitte der 1990er-Jahre die Lust auf Auslandsreisen beflügelt. „2006 wurde der Höhepunkt erreicht, seit 2008 stagnieren die Auslandsurlaube auf hohem Niveau“, sagt Rebecka Wurian von der Statistik Austria. Generell ist die Urlaubslust im Langfristvergleich gestiegen: Haben sich im Jahr 1969 nur rund 27 Prozent der Österreicher eine Reise gegönnt, so sind es aktuell sechs von zehn Befragten.

 

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Überrannte Städte

Mit dem Wohlstand steigt die Urlaubslaune – in allen Teilen der Welt. Das Reiseaufkommen ist heute 72-mal höher als noch 1950. Aktuell werden jährlich 1,3 Milliarden internationale Ankünfte gezählt, bis zum Jahr 2030 sollen es 1,8 Milliarden sein. Städte wie Barcelona oder Venedig fühlen sich längst von den vielen Gästen überrannt. Am Pranger stehen allen voran die Tagestouristen, die die Kreuzfahrtschiffe ankarren. Sie haben an Bord „alles inklusive“, geben vor Ort so gut wie nichts aus, so ein häufig gehörter Vorwurf.

Laut Josef Peterleithner muss man die Kirche aber im Dorf lassen. So würden in Barcelona zwar täglich 15.000 Kreuzfahrtpassagiere an Land gehen, das sei aber eine relativ moderate Zahl, wenn man an die 180.000 Flugpassagiere am Tag denkt, argumentiert Peterleithner: „Allein in Las Vegas werden jedes Jahr mehr Nächtigungen gezählt als auf allen Kreuzfahrtschiffen der Welt zusammen.“ Von letzteren gäbe es weltweit nur 358. Diese sind bei immer mehr Familien beliebt. Auch als Alternative zum Kluburlaub in der Türkei.

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