Wohin das Geld für den Urlaub fließt
Von Simone Hoepke
Insgesamt knapp sechs Milliarden Euro haben die Österreicher im Vorjahr für Urlaubsreisen ausgegeben – um 40 Prozent mehr als noch im Jahr 1995. "Und das Geld fließt verstärkt in jene Länder, die gut mit dem Auto erreichbar sein", liest ein Mitarbeiter der Statistik Austria aus den Reiseverkehrsbilanzen 1995 bis 2011. Als Wichtigste von rund 20 Datenquellen dienen dem Statistiker rund 1300 Interviews sowie die Abrechnungen von Kredit- und Bankomatkartenfirmen.
Der größte Teil des österreichischen Reisebudgets fließt auf deutsche Konten. Im Vorjahr waren es laut Reiseverkehrsbilanz mehr als 1,3 Milliarden Euro oder 22 Prozent der gesamten Urlaubsausgaben (siehe Grafik). "Das heißt nicht, dass die Leute nach Deutschland fahren", erklärt ein Mitarbeiter der Statistik Austria. Vielmehr buchen sie Produkte deutscher Pauschalreiseveranstalter. "Von einer 1000 Euro teuren Pauschalreise nach Griechenland kommen etwa 400 Euro tatsächlich in Griechenland an." Der Rest gehe auf das Konto des Veranstalter und der Airlines, die eben oft ihren Sitz in Deutschland haben.
Weniger "dolce vita"
Am liebsten fahren die Österreicher mit dem eigenen Auto auf Urlaub. Etwa nach Italien. Fürs "dolce vita" gaben sie 2011 allerdings weniger aus als noch vor zehn Jahren. "Das liegt an der zunehmenden Konkurrenz anderer Länder." Vor allem den Aufschwung der mit dem Auto gut erreichbaren kroatischen Küstengebiete dürften die Italiener zu spüren bekommen. Auch die Österreicher haben ihre Urlaubsbudgets für Kroatien seit 2002 ordentlich aufgefettet. Allein im Vorjahr haben sie rund 620 Millionen Euro in Kroatien ausgegeben.
Offensichtlich nehmen die Österreicher nicht so gerne lange Anreisen auf sich. Denn unterm Strich fließen rund 60 Prozent des Urlaubsgeldes in die Nachbarstaaten inklusive Kroatien. Weitere 21 Prozent werden in weiteren Mittelmeerstaaten inklusive Frankreich ausgegeben, verhältnismäßig geringe 19 Prozent verteilen sich auf andere, weiter entfernte Urlaubsdestinationen.
Relativ viel Geld fließt in die Urlaubsländer Griechenland, Spanien und die Türkei. Für Reisen in die Türkei haben die Österreicher 2011 um 70 Prozent mehr ausgegeben als noch Ende der 1990er-Jahre. Der Einbruch – unter anderem infolge von Unruhen wegen des Karikaturenstreits vor einigen Jahren – ist damit wieder so gut wie wettgemacht.
Einen Trend, dass die Gäste vor der zunehmenden Hitze des Südens in die nördliche Hemisphäre fliehen, sieht man bei der Statistik Austria übrigens nicht: "Die Reiseausgaben in die Länder des kühlen Nordens sind seit Jahren konstant."