Leitl: "Raufkraxeln statt absandeln"
Von Anita Staudacher
Wirtschaft ist vor allem Stimmungssache. Das weiß auch Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl. Um die betrieblichen Investitionen anzukurbeln, lenkt er seinen eigenen "Abgesandelt"-Sager wieder ins Positive um. "Das Gebot der Stunde heißt Raufkraxeln statt absandeln", kommentiert Leitl das schlechte Abschneiden Österreichs in den jüngsten Wirtschafts-Rankings.
Umfrage
Für mehr Wachstum brauche es vor allem betriebliche Investitionen. Doch die Firmen stehen auf der Bremse. Im Vorjahr führten lediglich elf Prozent der heimischen Unternehmen große Investitionen durch, geht aus einer von WKO und Austria Wirtschaftsservice (aws) in Auftrag gegebenen Studie hervor. Fast zwei Drittel der 1850 befragten Betriebe hat hingegen gar keine oder nur geringfügige Investitionen getätigt. Für heuer zeichnet sich ein leichter Aufschwung ab. Insbesondere neu gegründete Unternehmen planen wieder mehr mittelgroße Investments als im Vorjahr. Finanziert werden diese Investitionen vor allem mit Eigenkapital, während Bankenkredite – auch wegen der verschärften Bedingungen – in den Hintergrund treten.
Bank-Alternativen
Leitl begrüßt diesbezüglich das neue Crowdfunding-Gesetz, fordert aber weitere Schritte für alternative Finanzierungen. So schlägt er vor, dass jeder, der sich bis zu 50.000 Euro an einem Start-up beteiligt, diesen Betrag über fünf Jahre abschreiben kann. Zusätzlich sollte der Staat mehr Garantien und Haftungen statt Förderungen vergeben. "Ein Euro bewirkt hier 50 Euro Mehreinnahmen für den Staat", rechnet Leitl vor. Weiters regt er eine Investitionszuwachsprämie und die Anhebung der Grenze für geringwertige Wirtschaftsgüter an. Der Gegenwert dieser Maßnahmen sei höher als die Kosten.
OECD-Ausblick
Zu mehr Investitionen ruft auch die OECD auf, die ihre globale Wachstumsprognose am Mittwoch nach unten korrigierte. Für 2016 wird nur noch ein Wachstum von 3,1 Prozent erwartet, statt bisher 4,3 Prozent. Für Österreich wurde die Prognose für 2015 zwar von 0,9 auf 0,6 Prozent zurückgenommen, für 2016 allerdings von 1,6 auf 1,7 Prozent angehoben. Die Steuerreform dürfte den Konsum ankurbeln, begründet die OECD.