Wirtschafts-Wissen: Raus aus dem spanischen Dorf
Von Christine Klafl
„Wirtschaft ist, wenn Politiker das Ganze regeln, wie was verkauft wird, was exportiert wird und importiert wird und wie viel welcher Bauer anbaut.“ Das war eine der Antworten, die Bettina Fuhrmann bei ihrer Umfrage bei Schülern nach der achten Schulstufe zum Thema Wirtschaftswissen bekam. Sie ist Leiterin des Instituts für Wirtschaftspädagogik an der Wirtschaftsuni Wien und stellt anhand ihrer Umfragen immer wieder fest, wie mager die ökonomische Bildung der Jugendlichen ist. Das könnte sich bald spürbar ändern.
Die Wirtschaftsuni startet mit „WU4Juniors“ ein Online-Bildungsprogramm, das Jugendlichen dabei helfen soll, wirtschaftliche Zusammenhänge zu verstehen. Das Programm mit interaktiven, videobasierten Lernmodulen richtet sich vor allem an 16- bis 19-Jährige, egal ob Schüler oder Lehrling. Da die Lernmodule kostenlos sind, sollen sie auch sozial Schwächere erreichen. Als Kooperationspartner wurden die Industriellenvereinigung und die Berndorf Privatstiftung gewonnen. „Wir wollen weitere Kooperationspartner finden, um das Angebot auszubauen“, sagt WU-Rektorin Edeltraud Hanappi-Egger. Und sie betont: Bei „WU4Juniors“ werde kein Alter abgefragt, es könnten also natürlich auch Ältere teilnehmen. Am liebsten wäre es ihr, wenn überhaupt alle mitmachen würden. Denn um die Wirtschaftsbildung in Österreich sei es schlecht bestellt.
„Was bedeutet Wirtschaften für die Haushalte?“, „Wie funktionieren Steuern?“ oder „Warum gibt es überhaupt Zinsen?“ sind Beispiele für Module der Plattform, nach deren Absolvierung ein Abzeichen winkt. „Ein Online-Batch, wie man heute so schön sagt“, so Hanappi-Egger. Solche Abzeichen würden sich auch in Lebensläufen gut machen. Die WU-Rektorin geht davon aus, dass das Material auch in Schulen verwendet wird. „Vielleicht findet sich auch der eine oder andere Lehrlingsausbildner, der das mit den Kindern durchgeht“, hofft Sonja Zimmermann, Chefin der Berndorf Privatstiftung. Der gemeinnützigen Stiftung sei Chancen-Fairness besonders wichtig. Die kostenlose Bildung via „WU4Juniors“ biete genau das.
Summerschool
„Wir machen das nicht ganz uneigennützig, wir wollen auch das Interesse am Wirtschaftsstudium wecken“, sagt WU-Rektorin Hanappi-Egger. Ein paar Kandidaten könnten schon bald identifiziert sein: Jugendliche, die mindestens zwei Themenbereiche erfolgreich absolviert haben, können sich von Anfang März bis Ende Mai für einen der vorerst 30 Plätze der zweiwöchigen Summerschool am WU Campus bewerben. Nächstes Jahr soll es dann bereits 60 dieser Plätze geben.
„Es ist enorm wichtig, einen Bezug zwischen der Lebenswelt Jugendlicher und dem Wissen über Wirtschaft herzustellen“, sagt Christian Friesl, der in der Industriellenvereinigung den Bereich Bildung leitet. Schließlich habe „fast alles, was wir tun, mit Wirtschaft zu tun“. Abseits der neuen Initiative (www.wu.ac.at/wu4juniors) fordert er aber auch, dass die Unterrichtsmaterialien in den Schulen verbessert werden müssen.