Wirecard: Untersuchungsausschuss zeichnet sich immer mehr ab
Im milliardenschweren Wirecard-Bilanzskandal zeichnet sich ein Untersuchungsausschuss im deutschen Bundestag ab. "Es kann nicht mehr darum gehen, ob wir einen Untersuchungsausschuss brauchen, sondern nur noch darum, was genau dieser untersuchen soll", sagte der FDP-Finanzpolitiker Florian Toncar der Nachrichtenagentur Reuters.
"Ich setze darauf, dass da ab Dienstag auch die Grünen dabei sind. Es wäre niemandem zu erklären, wenn der Bundestag den größten Betrugsfall der Nachkriegsgeschichte nicht mit allen Mitteln aufklärt."
An diesem Montag und am Dienstag trifft sich der Finanzausschuss des Bundestages zu Sondersitzungen im Fall Wirecard. FDP und Linke sind bereits für den Untersuchungsausschuss, der sich dann ins Wahljahr 2021 ziehen dürfte. Sie brauchen aber noch die Grünen, um das nötige Stimmengewicht zu haben.
"Falls sie uns nicht überrascht, wird ein Untersuchungsausschuss unvermeidbar", sagte der Grünen-Finanzpolitiker Danyal Bayaz mit Blick auf die Sondersitzung. "Dieser Skandal und seine Umstände müssen gründlich aufgeklärt werden, um Vergleichbares künftig zu verhindern."
Die Linke erhofft sich von einem Untersuchungsausschuss volle Akteneinsicht. An diesem Montag geht es in der Sondersitzung um die Rolle des Kanzleramts in dem Betrugsskandal. Außerdem ist Justizministerin Christine Lambrecht geladen.
Der Chef der Finanzaufsicht BaFin, Felix Hufeld, sowie Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling sollen am Dienstag Rede und Antwort stehen.
Der frühere DAX-Konzern musste wegen des Bilanzskandals Ende Juni Insolvenz anmelden. Die Ermittler werfen Ex-Vorstandschef Markus Braun und anderen Managern vor, mindestens seit Ende 2015 die Bilanzsumme und den Umsatz durch Scheingeschäfte aufgebläht zu haben. Es ist einer der größten Finanzskandale in Deutschland überhaupt.