Wirtschaft

Wirecard implodiert, die Staatsanwaltschaft ermittelt

Der Bilanzskandal um den Bezahldienstleister Wirecard hat dessen Aktien am Montag noch tiefer in den Abwärtsstrudel gerissen. Sie büßten im frühen Handel weitere knapp 38 Prozent auf 15,10 Euro ein, nachdem sie bereits am Donnerstag und Freitag um bis zu 82 Prozent eingebrochen waren. Damit schrumpft der Börsenwert auf knapp 1,9 Mrd. Euro, womit sich seit Mittwoch 11 Mrd. in Luft aufgelöst haben.

Auslöser der neuerlichen Talfahrt: Der DAX-Konzern geht inzwischen davon aus, dass Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von insgesamt 1,9 Milliarden Euro, die bisher als Aktivposten in der Bilanz ausgewiesen waren, "mit überwiegender Wahrscheinlichkeit nicht bestehen".

Der DAX-Konzern prüft nun die nachträgliche Korrektur seiner Bilanzen der vergangenen Jahre: "Mögliche Auswirkungen auf die Jahresabschlüsse vorangegangener Geschäftsjahre können nicht ausgeschlossen werden", hieß es in der Mitteilung.

Ein Händler zeigte sich angesichts der seit Donnerstag um Wirecard herrschenden Panik der Anleger kaum überrascht, dass die Aktie nun weiter "wie ein Stein" falle. "In das fallende Messer will keiner 'reingreifen", sagte er. "Die Zukunft des Unternehmens ist aktuell mehr als unsicher." Hinzu dürfte eine Klagewelle kommen.

Ermittlungen

Nach dem Hinweis auf mögliche Luftbuchungen in Milliardenhöhe muss sich Wirecard auf weitergehende Ermittlungen einstellen. "Wir prüfen alle in Betracht kommenden Straftaten", sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I am Montag. Ob konkret gegen wegen Bilanzmanipulation ermittelt wird oder dies geplant ist, sagte die Sprecherin nicht.

Bei der Münchner Staatsanwaltschaft läuft bereits ein Ermittlungsverfahren gegen den am Freitag zurückgetretenen ehemaligen Vorstandsvorsitzenden, den Österreicher Markus Braun, und drei weitere Manager der Wirecard-Unternehmensführung wegen des Verdachts der Falschinformation von Anlegern in zwei Börsen-Pflichtmitteilungen.