Wirtschaft

Wilde Spekulationen um Telekom Austria

Der Kurs der Telekom-Austria-Aktie steigt seit zwei Tagen geradezu raketenhaft: Nach knapp vier Prozent Gewinn am Donnerstag legte der Titel am Freitag in der Spitze um mehr als acht Prozent auf das Jahreshoch von 6,38 Euro zu, rutschte dann auf plus 2,38 Prozent zurück.

Was die Anleger plötzlich an dieser Aktie finden, ist für Analysten der heimischen Banken rätselhaft. An den wirtschaftlichen Grunddaten des Unternehmens habe sich nichts geändert, sind sie sich einig. Und die Kursziele, die die Experten für die Aktie sehen, liegen mit knapp über fünf Euro inzwischen deutlich unter dem Börsenkurs.

Übernahmefieber

Die Anleger treibt wahrscheinlich nur ein Gedanke: Der mexikanische Milliardär Carlos Slim, der mit seinem Konzern America Movil bereits 23,6 Prozent an Telekom Austria hält, könnte bald die Mehrheit an dem Unternehmen erwerben. In der Börsensprache heißt das: Übernahmefantansie – gleichbedeutend mit Chance auf große Kursgewinne.

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Doch so einfach, wie es sich die Anleger vorstellen, ist das ganze nicht. Für America Movil ist zwar am vergangene Mittwoch jene einjährige Frist abgelaufen, innerhalb der sie ausschließlich zu ihrem Einstiegskurs in die Telekom zu neun Euro zukaufen darf. Jetzt kann sie zum viel tieferen Börsenkurs kaufen.

Was die Anleger aber vergessen haben: Rasch kann Slim eine Mehrheit nicht erwerben. Denn die Staatsholding ÖIAG, die 28,4 Prozent an der Telekom Austria hält, wird bei einem Übernahmeangebot des Mexikaners nicht mitspielen. Sie darf ohne Privatisierungsauftrag der Regierung nichts verkaufen. Der schwarze Noch-Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner hat diese Woche in einem Interview erklärt, dass die Sperrminorität an der Telekom Austria sakrosankt sei. Slim wird das wohl wissen. Dass America Movil jetzt über die Börse Telekom-Aktien zukauft, ist daher wenig wahrscheinlich.