Wie Österreich künftig russisches Gas ersetzen will
Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) reist am Sonntag und Montag gemeinsam mit Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) und Rohstoffministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) in die Vereinigten Arabischen Emirate und nach Katar. Bei den kurzfristig angesetzten Gesprächen geht es vor allem um die Lieferung von LNG (Flüssigerdgas) aus den Golfemiraten an Österreich, um künftig unabhängiger von russischem Gas zu werden.
Am Sonntag will Köstinger außerdem in Abu Dhabi mit dem Industrieminister der VAE, Sultan Bin Ahmad Sultan Al Jaber, eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding) über eine Zusammenarbeit im Bereich Grüner Wasserstoff unterzeichnen. Der Minister ist auch CEO der staatlichen Ölgesellschaft Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC).
Die ADNOC ist mit dem österreichischen Öl- und Gaskonzern OMV bereits eng verbunden. Gemeinsam mit der OMV-Chemietochter Borealis betreibt die ADNOC das Kunststoff-Joint-Venture Borouge. Borealis selbst gehört zu 75 Prozent der OMV und zu 25 Prozent der staatlichen VAE-Beteiligungsgesellschaft Mubadala. An der OMV hält Mubadala 24,9 Prozent der Anteile, 31,5 Prozent der OMV-Anteile hält die österreichische Staatsholding ÖBAG. Darum wird die Regierungsdelegation aus Wien auch von Vertretern der OMV begleitet.
"Diese Unterschrift ist ein Meilenstein für Österreich in Richtung Unabhängigkeit von russischem Gas", sagte Köstinger, die das MoU in Vertretung von Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) unterzeichnet. "Grüner Wasserstoff ist eine der wichtigsten Alternativen, die wir als Bundesregierung in Zukunft forcieren möchten."
"Die Vereinigten Arabischen Emirate und Katar sind wichtige Partner für Österreich sowie bedeutende Energielieferanten", sagte der Bundeskanzler vor dem Besuch. "Ich möchte unsere Reise daher vor allem dafür nützen, um über die Sicherung der Gas- und Energieversorgung Österreichs zu sprechen. Wie die Ereignisse der letzten Wochen eindringlich vor Augen führen, dürfen wir nicht weiter von nur einem Gaslieferanten abhängig sein und müssen mittel- bis langfristig auch nachhaltige Energiequellen wie grünen Wasserstoff ausbauen. Die Vereinigten Arabischen Emirate bieten ideale Bedingungen für die Produktion von grünem Wasserstoff, während Österreich über jahrzehntelange Erfahrung im Gastransport und der Speicherung sowie über die dafür erforderliche Infrastruktur verfügt."
Geplant sind unter anderem auch Gespräche mit dem Kronprinzen Scheich Muhammad bin Zayid al-Nahyan in Abu Dhabi und mit dem Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al-Thani in Doha. Die VAE sind derzeit auch Mitglied im UNO-Sicherheitsrat, in den Gesprächen dürfte es deshalb auch um den Ukraine-Krieg gehen.