Wirtschaft

Wie Österreich die Euro-Schuldenkrise spürt

Rund 30 Prozent der Exporte Österreichs gehen in Länder außerhalb der Euro-Zone. Dort hilft die schwächelnde Gemeinschaftswährung im preislichen Wettbewerb mit der Konkurrenz. Innerhalb der Euro-Zone sind viele Länder in der Rezession oder auf dem Weg dorthin. Das bekommen heimische Unternehmen jetzt zu spüren.

Am Beginn der Finanzkrise – als Lehman Brothers im Herbst 2008 kollabierte – kam die globale Nachfrageschwäche noch aus Übersee, sagt Industrie-Ökonom Christian Helmenstein. Heute kommt die schwache Nachfrage aus dem Euro-Raum selbst. Und Österreich kann sich von dieser Entwicklung nicht abkoppeln.

Nur noch 0,6 bis 0,8 Prozent Wachstum wird heuer für Österreich erwartet. Das ist viel und wenig zugleich. Im Vergleich zur Rezession in früheren Wirtschaftsgroßmächten wie Spanien oder Italien – immerhin Österreichs zweitwichtigster Handelspartner – ist ein derartiges Wachstum keines, für das man sich schämen müsste. Außerdem dürfte es mit dem leichten Plus auch gelingen, die Beschäftigung noch länger auf dem heutigen Rekordniveau zu halten.

"Nur die Hälfte unseres Potenzials"

Gering ist eine Wachstumsrate von deutlich unter einem Prozent aber vor allem im Vergleich zum sogenannten Potenzialwachstum. Darunter verstehen Experten wie Helmenstein Österreichs prinzipielle wirtschaftliche Möglichkeiten und die werden mit rund 1,5 Prozent bewertet. "Wir erreichen derzeit also nur die Hälfte unseres Potenzials", sagt der Industrie-Experte.

Dieser Sektor ist auch der Erste, der eine Wirtschaftsflaute über die Abhängigkeit von der deutschen Industrie und ihrer schwächer werdenden Performance zu spüren bekommt. "Es wird nicht damit gerechnet, dass sich die Wirtschaft in den kommenden sechs Monaten erholt", glaubt Hans-Werner Sinn, Präsident des Münchner ifo-Instituts.

Positiver wird europaweit derzeit nur die Lage in Irland und in den Niederlanden eingeschätzt, während sich die Rezession im Süden eher noch verschärft. Helmenstein: "Die Kluft wird größer, der Stress in der Euro-Zone nimmt weiter zu."

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