Wirtschaft

Whisky-Boom: Zu wenig guter Stoff

Der Wertzuwachs ist gewaltig. Eine Flasche Single Malt Sherry Cask 2013 der japanischen Whisky-Brennerei Yamazaki war einst für 90 Euro zu haben. 2015 wurde die Spirituose von Jim Murray‘s Whisky Bible zum Weltmeister gekürt. Die Flaschenpreise stiegen danach auf 600 bis 700 Euro. Derzeit verlangt Amazon sogar 3599 Euro.

Für die enorme Preissteigerung gibt es einen einfachen Grund. Die Ware ist knapp. Das gesamte Kontingent für Europa betrug lediglich 2500 Flaschen.

Auch bei Produkten von anderen Whisky-Brennereien sind deutliche Wertsteigerungen möglich. Vor allem, wenn es sich um seltene Spezialabfüllungen handelt.

Eigentlich ist Whisky kein Spekulationsobjekt. "Ich empfehle, unsere Produkte zu trinken", lautet der Kommentar von Karl Wurm, Geschäftsführer von Beam Suntory Österreich. Im April 2014 hat der japanische Getränkekonzern Suntory das US-Spirituosenunternehmen Jim Beam um rund 12,8 Milliarden Euro gekauft.

Der Erfolg von Yamazaki-Whisky ist Gratiswerbung. Denn die japanische Brennerei gehört Suntory Whisky. Drei japanische Whisky-Marken (Hibiki, Hakushu und Yamazaki) sind auch in Österreich zu haben.

Für die Ausweitung der Angebotspalette von Beam Suntory Austria um Produkte aus Japan gibt es gute Gründe. Beim Premium-Whisky ist die Nachfrage größer als das Angebot. Es gibt derzeit nicht viele Branchen mit einem solchen Problem.

Mehr Umsatz

Am österreichischen Markt werden zwar weniger Whisky-Flaschen verkauft, aber der Gesamtumsatz ist um sechs Prozent gestiegen. Beam Suntory Austria kann mit dem Geschäftsgang zufrieden sein. Laut Geschäftsführer Wurm wird der Umsatz heuer doppelt so hoch sein wie im vergangenen Jahr.

Damit ist Beam Suntory Österreich mit Bourbon Whiskys wie Jim Beam oder Knob Creek, Malt Whiskys wie Laphroaig sowie Bowmore oder Courvoisier Cognac die Nummer zwei am heimischen Spirituosenmarkt hinter Pernod. Für die aktuellen Lieferprobleme bei Premium-Produkten gibt es zwei Ursachen. Als Folge des Whisky-Booms der vergangenen Jahre hat die Nachfrage kräftig angezogen. Im Lebensmittel-Einzelhandel sind Flaschenpreise von bis zu 50 Euro mittlerweile durchaus üblich. Die größte Whisky-Messe in Europa, die Inter-Whisky in Frankfurt, war Ende November völlig überlaufen.

Neue Strategie

Trotzdem setzt die Branche auf eine neue Marketing-Strategie. Als vor zehn bis zwanzig Jahren die Lager der Malt-Destillerien voll waren, wurde die Produktion zurückgefahren und eine entsprechende Werbelinie kreiert. Je älter, desto besser. Eine ordentlicher Malt-Whisky müsse mindestens 10 Jahre alt sein. Die Altersangabe auf der Flasche bestimmte den Preis.

Doch es gibt nicht genug alten Whisky. Daher versucht die Branche nun, den Konsumenten klarzumachen, dass es nicht notwendigerweise nur auf das Alter ankommt. Bei einer Verkostung hat der nicht ganz zehn Jahre alten Quarter Cask der schottischen Brennerei Laphroaig (gälisch für schöne Senke an einer weiten Bucht)besser abgeschnitten als der garantiert mindestens zehn Jahre alte Whisky derselben Brennerei. Der Einsatz kleinerer Fässer beschleunigt den Reifeprozess, weil der Whisky mehr Kontakt mit dem Holz des Fasses bekommt.

Die Preise für Destillate mit langer Lagerzeit werden wohl weiter steigen. Vor wenigen Monaten gab es eine Sonderaktion. Verkauft wurde ein 32 Jahre alter Laphroaig. Im Internet wird die Flasche aktuell für rund 1600 Euro angeboten. Der rauchige Torfgeschmack ist nicht jedermanns Sache. Trotzdem ist der Verkauf von Whiskys dieser Marke in den vergangenen zwölf Monaten um 40 Prozent gestiegen.

Bei Bourbon-Whisky gibt es hingegen kein Problem mit der Lagerzeit.

Reifeprozess

Im Bourbon-Land Kentucky sorgen heiße Sommer und kalte Winter dafür, dass der Reifeprozess etwa drei Mal so schnell vorangeht als in Schottland. Für Einsteiger wurden neue Sorten kreiert. Red Stag ist Bourbon mit Kirschgeschmack. Jim Beam Honey ist, wie der Name schon sagt, ein Bourbon mit etwas Honig. Die Whisky-Spezialisten mögen den Kopf schütteln, aber den Konsumenten gefällt das Angebot.