Westbahn stellt Weichen völlig neu
Von Franz Jandrasits
Beim ÖBB-Konkurrenten Westbahn werden offenbar die Weichen völlig neu gestellt. Vorerst personell: Stefan Wehinger, Gründer, Miteigentümer und Chef des Bahnunternehmens, geht mit sofortiger Wirkung. Als Chef der Westbahn Management GmbH, die seit Anfang Dezember 2011 mit sieben Doppelstock-Zügen zwischen Wien und Salzburg verkehrt. Und als Miteigentümer des Unternehmens mit 25,93 Prozent Anteil.
Eigentümerstreit
Der offizielle Grund für den überraschenden Abgang des ehemaligen ÖBB-Managers: Differenzen mit den anderen Eigentümern über die strategische Ausrichtung. Der tatsächliche Grund dürften zwar Differenzen unter den Eigentümern sein. Allerdings vor allem zwischen Wehinger und dem Bau-Tycoon Hans Peter Haselsteiner, dem wie Wehinger 25,29 Prozent gehören. Haselsteiner sollen vor allem die Angriffe und Klagen Wehingers gegen die ÖBB ein Dorn im Auge gewesen sein. Nicht zuletzt, weil die Bahn Großkunde von Haselsteiners Baukonzern Strabag ist. Weder Wehinger noch Haselsteiner wollten dazu Stellung nehmen.
Ein zweiter Grund dürfte die notwendige Kapitalerhöhung bei der Westbahn-Mutter Rail Holding AG sein. Die Aufstockung dürfte wegen der höher als ursprünglich erwarteten Anfahrverluste unmittelbar bevorstehen. Wehinger soll bei der Kapitalerhöhung nicht mitziehen können.
SNCF stockt auf
Seinen Anteil soll dem Vernehmen nach zum größten Teil der staatliche französische Bahnriese SNCF – der jetzt 25,93 Prozent hält – übernehmen . Unklar ist, ob SNCF mit Anteilen von Wehinger und der Kapitalerhöhung bereits jetzt auf knapp 50 Prozent aufstockt, oder ob Haselsteiner und die Schweizer Augusta Holding des Sanierers Erhard Grossnigg (derzeit 22 Prozent) ebenfalls Wehinger-Anteile übernehmen. Für Insider gilt es als sicher, dass die Franzosen zumindest mittelfristig größter Einzeleigentümer werden.
Bereits geregelt ist Wehingers Nachfolge: Westbahn-Chef wird Erich Forster, der wie Wehinger aus dem ÖBB-Management kommt. Forster war bisher für den Bahnbetrieb verantwortlich. Sein Studienabschluss könnte in der hektischen Phase bei der Westbahn ein Vorteil sein: Forster ist promovierter Psychologe. – Franz Jandrasits