Wenn Computersysteme die Geldanlage selbstständig erledigen
Die Digitalisierung macht auch nicht vor der Finanzbranche und im Speziellen vor der Vermögensverwaltung Halt. Nicht Kundenberater oder Fondsmanager, sondern speziell entwickelte Computer-Programme werden zunehmend für die Geldanlage zuständig. Und zwar ausschließlich. In den USA ist das Anlagemodell, in der Fachsprache Robo Advice genannt, schon ziemlich weit verbreitet, in Europa steckt es noch in den Kinderschuhen. In Deutschland etwa wird heuer laut Schätzung der Unternehmensberatung Accenture die Marke von einer Milliarde Euro an veranlagten Geldern geknackt. Vor allem Start-ups treiben Robo Advice voran. Seit kurzem ist auch eines aus Wien mit dabei.
Der ehemalige Aktienhändler Thomas Vittner hat nach eineinhalbjähriger Entwicklungszeit ein Handelssystem aufgesetzt und mit 300.000 Euro Startkapital von Privatinvestoren und Business Angels das Start-up moomoc gegründet. "Wir haben im Jänner mit dem Vertrieb begonnen und verwalten jetzt einen einstelligen Millionenbetrag", so Vittner zum KURIER. In einem Jahr sollen es 50 Millionen Euro sein. Die Gelder seien vor allem aus der Schweiz, in Österreich fehle noch die Konzession. Um diese zu erlangen, sei noch ein weiterer Kapitaleinschuss nötig.
Wer somit als heimischer Anleger über moomoc investieren möchte, muss dies derzeit über den Umweg Schweiz machen, wobei die Vermittlung laut Vittner über österreichische Vermögensverwalter erfolgt. Während sich viele Robo-Advice-Anbieter auf Großkunden spezialisiert haben, will moomoc Kleinanleger für sich gewinnen. Ab 10.000 Euro ist ein Investment möglich, wobei aus 20 verschiedenen Strategien (je nach Risikoneigung und Vorlieben) gewählt werden kann. Und eine zweite Besonderheit: "Wir sind die Einzigen in dem Bereich, die nur in Aktien investieren", sagt Vittner. Hier liege die Expertise. Schwerpunkt seien US-Titel, da sie aufgrund der großen Volumina leichter und günstiger handelbar seien.
Rendite
Seit Mai des Vorjahres hätten sich 16 der 20 Strategien positiv entwickelt (der Spitzenreiter liegt 40 Prozent im Plus), im Durchschnitt liege die Rendite bei zehn bis 15 Prozent. Natürlich sei der Aktienhandel in der jetzigen Aufwärtsphase "sehr einfach", gibt Vittner zu. Interessant werde es bei einer großen Korrektur. Das System erlaube aber eine 100-prozentige Umschichtung der Mittel in Cash. Eingegriffen werde in den automatisierten Handel nie, versichert er, es werde nur regelmäßig kontrolliert, ob die Systeme so laufen, wie sie sollen.
Für die Vermögensverwaltung werden zwei Prozent jährliche Verwaltungsgebühr und 20 Prozent Erfolgsbeteiligung auf die Gewinne verrechnet. Kunden haben jederzeit Zugriff auf ihr Aktiendepot bei einem US-Broker und können Gelder abziehen oder aufstocken.