Wirtschaft

Weinernte 2019: Freude über mehr Säure

Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager spricht aus Erfahrung: „Die 9er-Jahrgänge sind seit den 50er-Jahren sehr gute Jahrgänge.“ Da wir 2019 schreiben, sollte es heuer wieder so weit sein.

Schmuckenschlager erklärt, warum es tatsächlich besser ausschaut als im vergangenen Jahr. 2018 hat die Vegetation sehr früh begonnen, und es gab einen heißen Sommer und einen sehr frühen Erntezeitpunkt. Daher hatten die Weine eher einen hohen Zucker- und Alkoholgehalt und eher einen niedrigeren Säuregehalt. Das kann bei Weinen, deren Charakteristik auf knackiger Frische aufbaut, ein Problem werden. Vor allem bei Sorten wie Grüner Veltliner. Ab einem Alkoholgehalt von 14 Prozent bekommt der Grüne Veltliner eine andere Charakteristik.

Heuer haben die Reben später ausgetrieben, und es gab viel Regen im Mai. Die Blüte hat später begonnen, und daher wird auch später geerntet. Das ergibt eine höhere Säurekonzentration.

Die Weine werden daher „Finesse und Frische haben“, sowie „Fruchttiefe und auch ein gutes Säurerückgrat“, lautet die Kurzbeschreibung Schmuckenschlagers.

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Kleinere Menge

Während vergangenes Jahr 2,8 Millionen Hektoliter Wein in den Kellern neu eingelagert wurden, werden es heuer etwa 2,45 Millionen Hektoliter sein. Das reicht aus, um den Inlandsmarkt und die Exportmärkte zu bedienen. Eine größere Erntemenge wird nicht angestrebt, weil sonst der Traubenpreis deutlich sinkt.

Das war 2018 der Fall

und hat Winzer in finanzielle Bedrängnis gebracht, die ihre Trauben nicht selbst verarbeiten, sondern weiterverkaufen. Sehr gute Traubenpreise von über einem Euro je Kilo zahlen Winzergenossenschaften, die konsequent auf Qualität setzen, wie etwa die Domäne Wachau (vormals Freie Weingärtner). Dafür müssen die Winzer aber auch einen umfangreichen Kriterienkatalog mit Qualitätsvorgaben im Weingarten umsetzen.

Vor allem Nebenerwerbswinzer wollen oder können diese Vorgaben nicht erfüllen. Ihnen wurden im Vorjahr am freien Markt 25 bis 35 Cent für ein Kilo Trauben angeboten. Bei diesem Preis können viele Winzer nicht gewinnbringend arbeiten. Da es heuer weniger Menge gibt, sollten die Preise anziehen.

Herkunft zählt

Ein Problem der österreichischen Weinwirtschaft ist die kleinteilige Struktur. Es gibt keine Großbetriebe mit einem fetten Marketingbudget. Wein verkauft sich jedoch dann gut, wenn der Name des Winzers bekannt ist und für Qualität steht.

Daher wird in Österreich seit Jahren auf ein DAC-System umgestellt. „Districtus Austriae Controllatus“ steht für besonders gebietstypische Qualitätsweine. Auch wenn der Kunde im Ausland den Winzer nicht kennt, weiß er in etwa, wie zum Beispiel ein Grüner Veltliner DAC aus dem Weinviertel schmeckt. Demnächst wird auch die Wachau ein DAC-System bekommen.

Der Warenwert der heimischen Weinexporte ist bei stagnierenden Mengen von Jahr zu Jahr gestiegen. Das ist ein Ergebnis der konsequenten Qualitätsstrategie der Winzer und des österreichischen Weinmarketings. Es ist daher nicht sinnvoll, sich von dieser Strategie zu verabschieden und auf Billig-Wein-Exporte zu setzen.

Höhere Temperatur 

Seit 1970 ist in Österreich die Jahres-Durchschnittstemperatur  um zwei Grad gestiegen. Was das bedeutet, zeigt ein Beispiel. Der Seewinkel im Burgenland ist eine der wärmsten Gegenden in Österreichs.  Heute ist es im Weinviertel wärmer als  bis  1970 im Seewinkel. Welche Konsequenzen  das für die  Weinwirtschaft hat und  haben wird, lässt sich  nicht so einfach beantworten. Für Weinanbaugebiete, die  bisher als sehr kühl galten,
ist das nicht notwendigerweise ein Nachteil.


Mehr Bewässerung 

Allerdings kann es auch dort Probleme geben, wenn der Klimawandel weitergeht. Anbaugebiete mit Mikroklima werden  weniger betroffen sein.
Generell lässt sich sagen:  Die Vegetationsphasen werden länger, und die Anbauflächen können ausgeweitet werden.  Tendenziell gibt es mehr Weine mit höherem Alkoholgehalt. Also mehr Wucht und weniger Säure.
Wie sich das auf die Sortenauswahl auswirkt, ist nicht ganz so klar. Zumal die Meinungen dazu weit auseinandergehen. Meteorologen glauben, dass in Österreich künftig  neue hitzebeständige  Sorten angebaut werden.  Dazu gehören Rotweinsorten wie Aramon, Carignan oder Syrah. Bevorzugt sind in Zukunft höhere Lagen. Die Zahl der Weingärten mit Bewässerung wird steigen.Winzer hingegen sehen das etwas anders. In der Wachau sind viele Weinbauern überzeugt, dass sie auch noch in 30 Jahren Riesling und Grünen Veltliner anpflanzen werden. Zumal die Weinrebe eine durchaus anpassungsfähige Pflanze ist.
Probleme, die verstärkt auftreten werden, sind  extreme Wettersituationen wie etwa Trockenheit, starke Regenfälle in kurzer Zeit oder vermehrte Frostschäden, weil der Austrieb  der Reben früher beginnt.

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