Wirtschaft

Wein-Markt: Aufstieg in die nächste Liga

Die Ernte-Prognose war genauer als Umfragen vor Wahlen. 2,15 Millionen Hektoliter Wein wird die heurige Ernte bringen. Zwischen zwei und 2,2 Millionen waren vorhergesagt worden.

Die Erntemenge 2012 liegt bei guter Qualität deutlich unter dem Durchschnitt früherer Jahre. Das sorgt für stabile Preise mit einer Tendenz nach oben. Das freut wiederum die Winzer und ist im obersten Preissegment kein Problem. Bei den billigen Weinen allerdings sehr wohl. In den Supermärkten gibt es im Preisbereich bis zwei Euro kaum mehr Wein aus Österreich. Die ausländische Billig-Konkurrenz ist zu stark.

Der Geschäftsführer der Wein Marketing, Wilhelm Klinger, kann damit leben, dass in diesem Preisbereich nicht mehr viel geht. "Wir wollen uns in den wertigeren Preisklassen nachhaltig festsetzen."

Klinger freut es, dass es immer mehr Winzer gibt, die auch zu Preisen zwischen zwei und drei Euro an ausländische Importeure verkaufen. Auf dieses Preissegment im unteren Bereich will er nicht verzichten. Zumal sich sonst in Jahren mit hohen Erträgen ein Absatzproblem ergibt. Einmal verlorene Marktanteile sind nicht so einfach zurückzugewinnen.

Zielvorgabe

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Das generelle Ziel ist aber eine langsame Anhebung des durchschnittlichen Verkaufspreis für österreichischen Wein. Das ist in den vergangenen Jahren auch gelungen. Es wird immer weniger im Tank verkauft.

Gleichzeitig steigt der Anteil an Bouteillen, die mittlerweile fast Zweidrittel der Gebinde ausmachen. Die Preise für Bouteillenweine aus Österreich sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich nach oben geklettert (siehe Grafik).

Ein bisschen was geht da noch, ist Klinger überzeugt. Sein Ziel ist ein Durchschnitts-Literpreis von drei Euro. Mehr Erlös gibt es nur in finanzstarken Weinmärkten wie die Schweiz oder den USA. Dort kann man auch Riesling zu Flaschenpreisen von mehr als zehn oder 20 Euro verkaufen. Derzeit beträgt der Durchschnitts-Literpreis bei den Wein-Exporten nach Deutschland knapp über zwei Euro.

Winzer, die im Hochpreissegment gut verkaufen, sind für das Image des österreichischen Weins von großer Bedeutung. Ein Problem der "bekannten Namen" ist aber die meist zu geringe Produktionsmenge für wirklich große Märkte. Beispiel: Die gesamte Wachau verfügt über weniger Weinanbaufläche als die Gemeinde Poysdorf.

Klingers Strategie zielt darauf ab, auf vielen Märkten präsent zu sein. "Wir wollen nicht nur in einem großen Markt wie Deutschland der Basislieferant sein. Wir brauchen viele Märkte, damit wir uns die Rosinen herauspicken können."

International

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Leopold Blauensteiner, Winzer in Gösing am Wagram (Niederösterreich), war kürzlich auf der Weinmesse in Utrecht. "Das Hauptexportland ist zwar Deutschland, aber ich verkaufe auch nach Holland, Finnland oder Tschechien." Blauensteiner bewirtschaftet einen kleinen Familienbetrieb mit sieben Hektar. Die Hälfte der Produktion wird exportiert. Die Preise betragen zwischen sechs und sechzehn Euro die Flasche. Vor allem der Grüne Veltliner ist als österreichische Spezialität ein Exporterfolg.

Voraussetzung ist allerdings persönliches Engagement. Blauensteiner ist regelmäßig auf Weinmessen im In- und Ausland: "Man muss den Leuten das Produkt auch offerieren. Zu Hause zu sitzen und zu sagen, es geht nichts, ist zu wenig."

Rücknahme der Liberalisierungspläne

Die Angst vor der Weinschwemme war groß. Gemäß dem ursprünglichen Plan der Europäischen Union hätte es ab dem Jahr 2015 keine Beschränkung für die Auspflanzung von Weinreben mehr gegeben.

Doch nun scheint man in Brüssel von diesem Plan abzurücken. "Ich habe mit EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos gesprochen", erläutert Josef Pleil, Präsident des österreichischen Weinbauverbandes, den letzten Stand der Debatte. "Das Liberalisierungsgesetz wird geändert."

Gebiete mit Qualitätsweinbau sollen auch künftig die Auspflanzungsrechte nach ihren eigenen Bedürfnissen regeln können, so Pleil. Lediglich für Gebiete mit Tafelweinbau werde es neue Regeln geben. "Wir können mit großer Sicherheit annehmen, dass sich für Österreich nichts ändern wird", lautet seine Schlussfolgerung. Österreich ist nämlich ein Qualitätsweinbaugebiet.

Überschüsse

Überproduktion beim Wein ist in der EU ein bekanntes Problem. Der Versuch, die Überschüsse mit der 2009 beschlossenen Weinmarktordnung zu reduzieren, war kein Erfolg. Nach wie vor werden um etwa 18,5 Millionen Hektoliter zu viel produziert. Zwar wurden an die Winzer Rodungsprämien ausbezahlt, aber auch gleichzeitig Investitionen in die Produktivitätssteigerung mitfinanziert. Daher hat sich nicht viel verändert. Immerhin ist die Weinqualität besser geworden.

Nach der völligen Aufhebung der Beschränkungen für die Neuauspflanzung wäre der Weinüberschuss wohl noch weiter gewachsen. Rumänien könnte die Anbauflächen vergrößern und in Spanien sind die Hektarerträge derzeit viel niedriger als in Österreich oder in Deutschland.