Wirtschaft

Wein: Mehr Arbeit für weniger Ertrag

Es war, wie man in der Weinbranche so sagt, ein "intensives Arbeitsjahr" für die Winzer. Die Witterung hat den Arbeitsaufwand im vergangenen Jahr deutlich erhöht. Schon der Mai war kühler und regenreicher als in durchschnittlichen Jahren. Doch das war nicht der eigentliche Grund für die Ernteausfälle. Nach einem durchwachsenen Sommer waren vor es vor allem die Niederschläge in der Hauptlesezeit im September.

Die Winzer mussten in mehreren Lesegängen angefaulte Trauben aussortieren. Das bedeutete deutlich mehr Arbeit als in einem Jahr mit besserem Wetter. Für den zusätzlichen Aufwand gab es eine deutlich geringere Erntemenge. Zwei Millionen Hektoliter sind um 16 Prozent weniger als im Jahr 2013. Auch beim Vergleich mit einem längeren Zeitraum wird das Ergebnis nicht viel besser. Nimmt man den Ernteschnitt der vergangenen fünf Jahren als Maßstabe, dann lautet das Ergebnis minus 13 Prozent.

Große Unterschiede

Die Unterschiede zwischen den Sorten sind beträchtlich. Bei Rotweinen gab es gemessen am Jahr 2013 mit einem Minus von 29 Prozent massive Ernte-Ausfälle. Davon besonders betroffen waren große Teile des Burgenlands und in Niederösterreich das Weinviertel sowie das Weinbaugebiet Wagram.

Auf Platz zwei bei den Ertrags-Verlieren rangieren die Qualitäts- und Prädikatsweine. Die Produktion sank um 19 Prozent.

Beim Weißwein ist das Ergebnis insgesamt besser. Österreichweit flossen mit 1,4 Millionen Hektoliter um neun Prozent weniger Wein des Jahrgangs 2014 aus den Pressen. Größere Ertragseinbußen gab es insbesondere in den Weinbauregionen Wachau und Carnuntum.

Tendenz schlank

Die Wetterkapriolen haben natürlich auch Auswirkungen auf die Charakteristik des Jahrgangs 2014. Laut Österreich Wein Marketing (ÖWM) sind die Grünen Veltliner aus Niederösterreich "sehr fruchtbetonte, schlanke bis mittelgewichtige Weine mit frischer, aber nie aggressiver Säurestruktur". Aus dem Burgenland kommen "prinzipiell schlanke, jedoch zugängliche und einladende, rotbeerig anmutende Rotweine".

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Die Weißweine der Steiermark werden von der ÖWM als "animierend und lebhaft bei etwas geringerem Alkoholgehalt" beschrieben. Der Sauvignon Blanc "ist sehr typisch und fruchttief ausgefallen". Weißburgunder sowie Morillon sind angeblich "geschmeidig" und "balanciert".

Schlechte Weinernten wie der Jahrgang 2014 bedeuten für die Winzer natürlich auch Einkommenseinbußen. Es gibt nun mal weniger zu verkaufen.

Die Preise zu erhöhen, um die Ernteeinbußen auszugleichen, ist ein sehr heikles Unterfangen. Niemand kann die Konsumenten davon abhalten, auf preisgünstige Weine umzusteigen, die aus Ländern wie Australien und den USA oder aus Südamerika sowie Südafrika importiert werden. Außerdem ist der geringere Alkoholgehalt der Weine kein Argument für eine Anhebung der Preise.

Bessere Qualität

Seit Jahren ist es das erklärte Ziel der Branche hochwertigere Weine zu erzeugen. Einst war der Doppelliter das Standardprodukt. Mittlerweile setzen die Winzer auf Bouteillenweine.

So ist es gelungen, die Durchschnittspreise pro Flasche deutlich anzuheben. Auch wenn die Winzer heute geringere Menge verkaufen als vor zehn Jahren, bleibt den meisten mehr über. 2012 betrug der Netto-Durchschnittspreis für einen Liter Exportwein 80 Cent. Heute kostet ein Liter knapp unter drei Euro. Dazu beigetragen haben die geschützten Herkunftsbezeichnungen DAC (Districtus Austriae Controllatus). Sie erleichtern die Vermarktung österreichischer Weine im Ausland.

Für die österreichischen Sektproduzenten gibt es heuer eine gute und eine weniger gute Nachricht. Das Bundesfinanzgericht kam zum Schluss, dass die Schaumweinsteuer verfassungswidrig ist, und hat die Causa an den Verfassungsgerichtshof weitergeleitet. Die Chancen, dass das Höchstgericht die Sektsteuer aufhebt, stehen daher gut.

Allerdings hat der Verfassungsgerichtshof ein dichtes Programm. Üblicherweise dauert es acht Monate, bis eine neue Causa zur Verhandlung kommt. Es wird also erst Ende des Jahres eine Entscheidung über die Sektsteuer fallen.

Das Bundesfinanzgericht hat jedenfalls eine erkleckliche Anzahl von Kritikpunkten in seinem Beschluss aufgelistet. Die Schaumweinsteuer verstoße gegen die Prinzipien der Erwerbsfreiheit, des Eigentums und der Gleichheit. "Es erscheint fraglich, ob die Erzielung von Steuereinnahmen ein öffentliches Interesse ist, das Beschränkungen der Erwerbsfreiheit rechtfertigen kann."

Die Schaumweinsteuer gilt für Sekt, nicht jedoch für Frizzante und Prosecco. Daher sind die Umsätze der heimischen Sektproduzenten um bis zu 25 Prozent gesunken. Ein beträchtlicher Teil des hierzulande hergestellten Sektes wird aus österreichischem Wein hergestellt.

Die zusätzliche Steuereinnahmen sind mit rund fünf bis sechs Millionen Euro deutlich unter den Erwartungen geblieben. Es gibt berechtigte Zweifel, ob unterm Strich für den Staat überhaupt etwas übrig bleibt.