Wirtschaft

Was der Dieselskandal mit dem Palladium-Hype zu tun hat

Von manchen schon als "neues Gold" gefeiert, kennt der Kurs des  Edelmetalls Palladium derzeit nur eine Richtung: nach oben. Am Dienstag setzte sich die Kursralley vom Montag weiter fort. Eine Feinunze (31,1 Gramm) kostete zeitweise mehr als 1500 Dollar und erreichte damit ein neues Rekordhoch. Palladium kostete damit knapp 170 Dollar mehr als Gold und fast 700 Dollar mehr als Platin. "Es hat den Anschein, als wolle der Preis mit dem Kopf durch die Wand. Die Preisreaktion ist für uns nicht mehr nachvollziehbar", trauen Analysten der Commerzbank dem Höhenflug nicht ganz.

Innerhalb der vergangenen sechs Monate schnellte der  Palladium-Kurs um rund 60 Prozent  in die Höhe. Zum Vergleich: Gold legte in dieser Zeit gerade einmal 5,5 Prozent zu,  Silber und Titan wurden sogar billiger.

Palladium, ein seltenes, silberweißes Edelmetall,  wird unter anderem als Nebenprodukt von Platin produziert. Grund für den Höhenflug ist die verstärkte Nachfrage aus der Autoindustrie wegen der weltweit verschärften Abgasnormen für Fahrzeuge. Etwa 70 bis 80 Prozent der Gesamtnachfrage nach Palladium kommt aus der Autoindustrie. Palladium wird vor allem zur Abgasreinigung von Benzinmotoren verwendet, während bei Diesel-Aggregaten Platin verwendet wird. Nicht zuletzt wegen des Dieselskandals sinkt auch die Platin-Nachfrage, während das in Benzinmotoren verbaute Palladium gefragter denn je ist. Einfache Formel: Je strenger die Vorschriften in vielen Ländern, desto mehr Palladium ist nötig.

Palladium wird aber auch in Brennstoffzellen, Zündkerzen für die Luftfahrt oder als Katalysator für chemische Reaktionen in der Nanotechnologie verwendet. Auch in der Schmuckproduktion kommt das Material zum Einsatz. 

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Produktion konzentriert

Das Metall ist nicht unbegrenzt verfügbar.  Die weltweite Palladium-Produktion ist extrem konzentriert. Rund drei Viertel des Palladium-Angebots wird in Russland und Südafrika produziert. Die Produktionsbedingungen in Südafrika  werden seit Jahren aufgrund von Streiks und politischen  Unruhen immer schwieriger. Auch heuer stehen in den Minen Südafrikas wieder Lohnverhandlungen an. Beobachter rechnen mit Streiks, die länger andauern könnten. In Russland, dem größten Palladium-Förderer der Welt, herrscht große Verunsicherung wegen der Sanktionen. Die Produktionen in anderen Ländern wie Kanada sind vernachlässigbar. Es gibt zwar einen zunehmenden Recycling-Anteil vor allem aus Nordamerika, aber dieser wächst nur langsam.

Enpässe erwartet

Die steigende Nachfrage führt zu Engpässen beim Angebot. Sowohl der weltweit größte Platin- und Palladiumverarbeiter, Johnson Matthey, als auch das auf Edelmetalle spezialisierte Beratungsunternehmen Metals Focus erwarten daher heuer ein weiteres Angebotsdefizit am globalen Palladiummarkt. Metals Focus beziffert dieses laut Commerzbank-Ausblick auf 1,1 Mio. Unzen. Dies führt demnach zu einem weiteren Abbau der Lagerbestände, die schon seit acht Jahren kontinuierlich fallen. Ende 2019 sollen sie bei rund 12 Mio. Unzen liegen (nach fast 18 Mio. Unzen Ende 2010). Die sinkende Autonachfrage in China könnte die Lage jedoch etwas entspannen, heißt es.

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Iridium und Rhodium

Ebenfalls teurer als Gold sind die seltenen Platinmetalle Iridium (1485 Dollar je Feinunze) und Rhodium (2650 Dollar je Feinunze),  die ebenfalls vorwiegend in der Autoindustrie eingesetzt. Iridium ist extrem korrosionsbeständig, Iridium-Kugeln für Zündkerzen in Benzinfahrzeugen sorgen für eine längere Lebensdauer von Zündkerzen und steigern die Effizienz der Kraftstoffverbrennung vor allem in abgaseffizienten Motoren. Rhodium findet sich vor allem in Katalysatoren