Warum wir Zuhause shoppen und im Einkaufszentrum kochen sollen
Von Simone Hoepke
Einkaufszentren wird es weiter geben, aber anders, orakeln die Immo-Experten. Wer auf der Suche nach einem Outfit nicht stundenlang durch ein Einkaufszentrum streifen möchte, kann schon Zuhause das Angebot sondieren. Zig Teile aus Dutzenden Geschäften in den digitalen Warenkorb legen und ganz real in eine Lounge im Shoppingcenter tragen lassen. Dort wird dann Sekt serviert, während man probiert. Was nicht gefällt, bleibt einfach liegen.
Zumindest in Shoppingcentern in Australien und Spanien ist das schon möglich. Glaubt man Walter Wölfler, Österreich-Chef des internationalen Immobiliendienstleisters CBRE, werden solche Angebote Mode machen.
Einziges Problem: Im Praxistest haben gerade große Handelsketten wenig Interesse daran. Schlicht, weil sie Millionen in ihre Onlineshops samt Logistik investiert haben. Sie wollen, dass ihre Kunden Bestellungen direkt im Geschäft abholen. Schon allein, um Zusatzumsätze mit Spontankäufen zu machen.
Aus Sicht von Wölfler gibt es künftig im Wesentlichen zwei Arten von Einkäufen: Jene lästigen, die lieber online erledigt werden. Und das Erlebnissshopping. Um bei Letzteren zu punkten, müssen Shoppingcenter ihr Angebot umkrempeln. Vom Barista-Kurs beim Kaffeeröster bis zum Koch-Seminar im Haubenlokal. Von Büroräumlichkeiten bis zu Kindergärten und Events wird das Shoppingcenter ganz neue Geschäftsfelder suchen, so der Experte.
Geschäft mit Eitelkeit
Kunden werden nicht nur kritischer, sondern auch eitler. „Früher war der Sportwagen das Statussymbol, heute ist es der trainierte Körper“, spitzt es Wölfler zu. Darauf würden auch die Shoppingcenter reagieren. Mit sportlichen Angeboten. Laufstrecken auf den Dächern der Wolkenkratzer in New York seien erst der Anfang.
Nebst Fitnesscentern ziehen auch Ärztezentren, Kosmetik-Studios und Botox-to-go-Anbieter in die Einkaufszentren – als Frequenzbringer. Auch in Österreich. Wölfler: „Zum Beispiel hat in der SCS auf 1200 Quadratmetern ein Beautycenter eröffnet.“
Bleibt die Frage, welche Rolle das Smartphone künftig haben wird. Technisch wäre es längst möglich, dass Besucher in Echtzeit via App Angebote vom Frisör vor Ort aufs Handy bekommen, sobald dieser Auslastungsprobleme hat. Praktisch hapert es aber noch daran, dass sich kaum ein Kunde die entsprechende App aufs Handy lädt. „Derzeit erreicht man keine zehn Prozent der Besucher damit“, schätzt Wölfler.
Dennoch scheint unbestritten, dass Shoppingcenter Zukunft haben. Selbst der Online-Riese Google hat sich bei einem in New York eingekauft – für mehr als zwei Milliarden US-Dollar.