Wirtschaft

Warum Lederschuhe oft ein Abfallprodukt sind

Der Händler versteht Kritiker von Lederschuhen nicht – er findet sie ökologisch nachhaltig. Tatsächlich ist das Leder oft ein Abfallprodukt aus der Fleischwirtschaft.

KURIER: Die Geschäfte sind voller Winterstiefel. Am besten, man wartet auf den Winterschlussverkauf, weil der eh immer früher kommt, oder?

Klaus Magele: Nein! (lacht) Im ernst – ich habe mir heuer zum Ziel gesetzt, erst nach Weihnachten den Ausverkauf zu starten. Aber es stimmt schon, in der Branche beginnt er immer früher. Treiber dieser Entwicklung ist der Textilhandel, allen voran Peek& Cloppenburg, der immer vorprescht. Das fiese daran: Sie kaufen extra für den Abverkauf Teile ein und reduzieren nicht, wie wir, den Preis der regulären Ware.

Stehen Sie heuer nach dem langen Sommer unter besonderen Margendruck?

Vom Wetter her hat heuer gar nichts gepasst. Der Winter war zu lang, dann war von April weg Sommer. Damit sind die Halbschuhe liegen geblieben und es gab viel zu wenig Sandalen in den Geschäften. Wir hatten ja noch Glück, weil unser Eigentümer Ara viel in Europa produziert. Wir konnten so kurzfristig nachbestellen. Die Folgen von dem letzten Sommer haben wir jetzt gesehen.

Welche Folgen?

Wir haben gerade für den Sommer 2019 eingekauft. Wissen Sie was die Industrie jetzt ohne Ende produziert? Sandalen. Und wenn es nächsten Sommer viel regnet, bleiben sie liegen. Es ist immer dasselbe. Den Schweinezyklus gibt es auch in der Schuhindustrie.

Wie viel Prozent der Salamander-Schuhe kommen aus eigener Produktion?

Bei Delka 40, bei Salamander 25 Prozent. Wir haben ja viele Eigenmarken, wie Legero, Superfit, Ara, Lloyd, Salamander, Jenny ...

Wo produziert Ara?

In einem Schuh steckt viel Handarbeit, produziert wird also dort, wo das Nähen noch relativ günstig ist. Bei uns kommt viel aus Rumänien, Portugal und Spanien.

Warum ist die Produktion von Lederschuhen nicht auch in Bausch und Bogen nach Asien abgewandert?

Wegen dem Rohstoff. Die besten Leder kommen aus Südamerika und Europa, weil die Tiere dort viel Auslauf haben und es wenig Stacheldrähte gibt. Damit gibt es auch wenig verletzte Tiere und verletztes Leder. Es macht keinen Sinn, Leder aus Argentinien oder Brasilien nach China zu bringen. In China werden daher vor allem Sportschuhe produziert.

Und das Leder nach Europa zu bringen, macht Sinn?

In Europa haben wir viel eigenes Leder, es ist – so wie überall auf der Welt – ein Abfallprodukt aus der Milch- und Fleischwirtschaft. Damit ist es auch ökologisch nachhaltig. Alle anderen Materialien basieren letztlich auf Plastik, sprich auf Erdöl.

 

 

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Wie entwickeln sich die Schuhpreise?

Unter dem Strich stagnieren sie seit Jahren. Grund sind vor allem neue Produktionstechnologien und Verbesserungen in der Logistik.

Gleichzeitig gibt es unter dem Stichwort Fast-Fashion immer mehr Mode-Schuhe, die maximal für eine Saison gemacht sind. Eine gute Entwicklung?

Es gibt solche und solche Kunden, für jeden ein Angebot. Billigschuhe kommen auch immer mehr von Branchenfremden wie Textilhändlern. Zara ist mittlerweile der größte Schuhhändler der Welt. Und Onlinehändler wie Amazon und Zalando gewinnen weiter an Fahrt. Vor fünf Jahren haben sie in Österreich keine fünf Prozent Marktanteil gehabt, jetzt sind es 24 Prozent.

Wo wollen Sie in diesem Umfeld mit Salamander und Delka noch wachsen?

Mit Salamander sehe ich in Österreich nur noch in Vorarlberg oder im Europark in Salzburg Platz, aber dort bekommen wir derzeit keine Standorte. Deswegen haben wir Delka übernommen – da sehe ich noch Potenzial für weitere 30 bis 40 Geschäfte.

Wo sollen diese aufsperren?

In den Bezirksstädten, also dort, wo der Fachhandel ausstirbt. Die Leute wollen aber weiter auch in der Stadt und nicht nur in den Fachmarktzentren am Stadtrand günstige Schuhe kaufen. Wir haben kürzlich die erste Delka-Filiale in der Steiermark, in Bärnbach, eröffnet. Die südlichen Bundesländer sind Neuland für Delka. Das wird sich ändern.

Brauchen Sie nach dem heurigen Sommer neue Umsatzbringer, um die Bilanz zu retten?

Ich bin seit 35 Jahren im Geschäft, aber so ein Halbjahr bis einschließlich August habe ich noch nicht erlebt. Den Umsatz konnten wir halten, aber an Rohertrag haben wir eingebüßt. Dafür haben wir nur noch aktuelle Ware im Lager.

Wie wichtig sind Touristen für Salamander?

Bei Salamander machen wir geschätzte 20 Prozent vom Umsatz mit Touristen. Vor allem in Wien, Salzburg und Innsbruck sind sie eine wichtige Kundengruppe. Momentan kommen weniger Russen. In der Gruppe der Käufer aus Nicht-EU-Ländern machen wir mit ihnen nur noch ein Drittel des Geschäfts, das wir vor fünf Jahren gemacht haben. Trotzdem sind sie aus dem EU-Ausland weiterhin die Nummer eins, gefolgt von der Ukraine und Israel.

Sie haben seit einem Jahr auch einen Online-Shop. Erste Zwischenbilanz?

Er macht drei, vier Prozent vom Umsatz aus, aber die Zuwächse sind exponentiell.