Wirtschaft

Warum an Hitzetagen Anoraks geliehen und E-Bikes geleast werden

Sportartikelhandel.

Am Gletscher wird auch an Hitzetagen gerodelt. Den Branchenumsatz kurbeln aber E-Bikes an. Der typische Intersport-Laden ist jener der Familie Oberschneider in Kaprun nicht gerade. Dieser Tage sind die Mitarbeiter bei der Mittelstation zum Gletscher damit beschäftigt, Leihanoraks, dicke Hosen und Winterstiefel zu verleihen. „Im Juni hatten wir heuer schon viele arabische Gäste, die Hauptsaison kommt aber erst im Juli und August“, weiß Marketingleiter Tom Kraus. Die Rede ist von bis zu 1.500 Gästen, die derzeit täglich auf den Gletscher wollen, in der Hauptsaison sind es zwei bis drei Mal so viele. 80 Prozent der Gäste sind Araber, die erst noch passende Kleidung ausleihen müssen – damit ist das Verleihgeschäft selbst an Tropentagen im Sommer gesichert.

Weniger sicher ist aber, dass der Sportartikelhändler genügend Lehrlinge findet. „Im Pinzgau gibt es rund 300 offene Lehrstellen im Einzelhandel, aber nur 20 Lehrstellensuchende“, rechnet Kraus vor. Deswegen schlägt der Intersport-Händler, zu dem auch eine Skischule gehört, jetzt neue Wege ein. „Wir starten im Herbst mit einer 3-jährigen Kombi-Lehre zum Einzelhandelskaufmann und Ski- und Snowboardlehrer“, sagt Kraus, der nun in 29 Schulen für seine Lehre wirbt. Für die Landesskilehrerausbildung würden seine Lehrlinge 40 Tage in Schulung und weitere 40 Tage zu Praxistagen geschickt werden. Freilich nicht aus reinem Altruismus. „Wer Skilehrer ist, kann gut mit Leuten umgehen, was auch im Verkauf auf der Fläche hilft“, so das Kalkül von Kraus.

Leasing für E-Bikes

Auch wenn viele beklagen, dass es immer weniger junge Leute auf die Pisten zieht, läuft das Geschäft rund um den Ski bestens, sagt zumindest Intersport-Österreich-Geschäftsführer Thorsten Schmitz. Ein Treiber ist auch das Verleihgeschäft. Knapp 190 Verleihstationen betreiben die Intersport-Händler in der Wintersaison, 70 Prozent davon verleihen in den Sommermonaten Räder, allen voran E-Bikes. Ein Geschäft, aus dem laut der Beobachtung von Kraus immer mehr Hoteliers wieder aussteigen. „Weil immer wieder Reparaturen anfallen, was mühsam ist, wenn man keinen Mechaniker im Haus hat. Deswegen kooperieren viele nun lieber mit Sportartikelhändlern“, sagt Kraus und sieht hier ein wachsendes Geschäftsfeld.

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E-Bikes sind für die Sportartikelhändler derzeit ohnehin der Wachstumstreiber schlechthin. Die Räder werden laut Schmitz immer leistungsstärker und damit teurer. „Bei uns liegen die Einstiegspreise bei 2.000 Euro und es geht rauf bis 8.000 Euro.“ Deswegen gibt es mittlerweile bereits Leasing-Finanzierungen für E-Bikes, die geschätzte zehn Prozent der Intersport-Kunden nutzen. Und weil die Räder immer teurer werden, schließen viele zum Kaufvertrag auch eine passende Versicherung ab. Schmitz: „Wir haben Standorte, bei denen zwei Drittel der Räder mit Versicherung verkauft werden.“ Übrigens sind E-Fahrräder längst in allen Altersklassen angekommen. Da Eltern sich nicht mehr abstrampeln wollen, kaufen sie auch ihren Kindern E-Bikes, die ihnen schließlich nachkommen müssen.

Die Österreicher sind dennoch sportlich, zumindest beim Geldausgeben. Rund 2,7 Mrd. Euro werden landesweit für Sportartikel ausgegeben, allerdings sind darin auch die Ausgaben von Touristen inkludiert.