Warten auf die richtige Nummer
Einfach anstellen und bestellen? War gestern! Einige Ketten lassen ihre Kunden neuerdings Nummern ziehen. Schon vor Jahrzehnten mussten Kunden der ersten Supermärkte an der Wurst- und Fleischtheke eine Nummer ziehen. Das machte Vordrängen unmöglich, und man konnte in der Wartezeit andere Einkäufe erledigen. Das Revival basiert auf ähnlichen Gedanken.
Zuerst Nummer ziehen, dann beim ersten Schalter bestellen und beim zweiten das Menü abholen: Bei McDonald’s Österreich soll das in zwei Jahren flächendeckend Realität sein. Bisher wurden 22 der rund 200 Standorte umgestellt. "Im neuen System wird in der Küche alles auf Bestellung gemacht, das heißt, die Qualität und Frische nimmt zu", meint Ursula Riegler, Sprecherin von McDonald’s Österreich. In den USA sei das schon Alltag. "Unterm Strich ist dieses System schneller, auch wenn die Kunden das im ersten Moment vielleicht nicht so wahrnehmen", verweist Riegler auf interne Zeitmessungen. Mit dem neuen Nummern-System kann sich der Kunde übrigens auch gleich seinen individuellen Burger basteln. An den neu aufgestellten Terminals kann man Bestellungen mit extra viel Käse, Sauce oder Fleisch aufgeben.
Bei der Bank Austria gibt es das Nummernziehen schon in rund zehn Filialen. Alle anderen werden auch umgestellt. Der Vorteil: Kunden könnten sich hinsetzen, sollte sich in Spitzenzeiten eine Warteschlange bilden, oder in der Zwischenzeit Geld beheben bzw. Kontoauszüge drucken. Beim KURIER-Test in der Vorzeigefiliale in Wien-Wieden erscheint das System aber noch etwas kompliziert: Selbst um eine beschädigte Banknote umzutauschen, muss man eine Nummer ziehen, die dann aber leider gar nicht aufleuchtet. Der nette Schalterangestellte reagiert unbürokratisch und tauscht den Schein. Wären weniger untätig an Pulten herumstehende Angestellte und dafür zwei besetzte Kassen statt einer mit Warteschlange nicht hilfreicher?
Bei T-Mobile gibt es laut Jens Radszuweit, Abteilungsleiter Retail Sales, seit Anfang des Vorjahres das Nummernsystem. Derzeit ist es in 12 Shops eingerichtet, Mitte des Jahres sollen es 17 sein. "Es kommt in den Flagship-Stores, die über die meiste Kundenfrequenz verfügen, zum Einsatz", sagt Radszuweit. Die Erfahrungen seien durchwegs positiv. "Am Anfang bestand natürlich eine Eingewöhnungsphase, aber nun gehen die Kunden durch den Shop und schauen sich die Produkte an – ohne in einer Schlange stehen zu müssen." Die Einführung des Nummernsystems sei so erfolgreich gewesen, dass es auch in anderen T-Mobile-Ländern bald zum Einsatz kommen werde.
Post winkt ab
Doch nicht überall stieß das Nummern ziehen auf so großen Anklang. "Wir haben es im Herbst des Vorjahres in drei Filialen getestet, aber es ist nicht angenommen worden", heißt es seitens der Post. Derzeit werden neue Varianten für das Warten geprüft. In den Filialen gibt es ohnehin nur eine Warteschlange, die sich dann vor den Schaltern aufteilt. Gerechte Wartezeiten sind hier also garantiert.
Freilich erschließt sich der Sinn des Nummernziehens dann nicht, wenn man der einzige Kunde im Geschäft ist. Oder – siehe oben – die Elektronik spinnt.