Wirtschaft

Deutsche hui, Österreicher pfui

In Österreichs Wirtschaft läuft etwas gehörig schief: Während Deutschland 2014 einen beeindruckenden Jahresendspurt hinlegte, herrschte in Österreich Stillstand.

Nur die reformresistenten Staaten Frankreich, Italien, Zypern und auch Finnland, das unter der Russland-Krise besonders leidet, schnitten im letzten Jahresviertel noch schlechter ab als Österreich. Deutschlands Wirtschaft konnte zwischen Anfang Oktober und Ende Dezember des Vorjahres um 1,5 Prozent zulegen und damit die negativen Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland weitgehend wettmachen. Österreichs Wirtschaft wuchs dagegen gar nicht.

Eine Analyse der Hauptgründe für den Wachstumsunterschied zwischen Österreich und Deutschland lässt auf gravierende Fehler der heimischen Wirtschaftspolitik schließen.

Höhere Inflation

Die in Österreich deutlich stärker steigenden Verbraucherpreise schwächen den privaten Konsum. Während in Deutschland die Kauflust seit 2013 steigt, ist in Österreich davon nichts zu spüren. "Brutto steigen unsere Löhne und Gehälter ähnlich stark wie in Deutschland. Nach Abzug der Inflation bleibt allerdings nichts mehr davon übrig", erklärt Peter Brezinschek, Chef-Volkswirt der Raiffeisen Bank International (RBI) die verhaltene Konsumlaune der Österreicher. Die Preissteigerungen sind großteils einem mangelnden Wettbewerb im Handel geschuldet.

Stagnierende Investitionen

Die verschlechterten Verkaufsaussichten verhindern neue Investitionen der Unternehmen. In Deutschland haben die Betriebe im Vorjahr um 2,4 Prozent mehr in Investitionen gesteckt als 2013, in Österreich nur um 0,9 Prozent mehr. Deutsche Unternehmen verdienen dank der besseren Inlandskonjunktur und der höheren Wettbewerbsfähigkeit viel mehr als ihre österreichische Konkurrenz. Auch die Auslandsumsätze wachsen daher viel geringer. Österreichs Exporte nahmen seit 2012 weniger zu als die deutschen. Eklatant war der Unterschied im Vorjahr, als Deutschland seine Ausfuhren um 3,7 Prozent steigern konnte, der heimische Export aber stagnierte.

Reformstau

Die Politik redet seit Jahren von Bürokratieabbau, passiert ist aber kaum etwas. Der Abbau von Doppelgleisigkeiten in der Verwaltung und im Gesundheitswesen sowie eine Vereinfachung des Steuersystems sind laut Brezinschek die dringendsten Reformen. Der Finanzausgleich mit den Ländern sollte seiner Meinung nach ein Auslaufmodell sein.

Während Österreich zu den lahmen Enten in der EU zählt, entpuppt sich das Baltikum als neuer Wachstumskaiser. Estland, Lettland und Litauen schafften im vierten Quartal ein Wachstum von gut zwei Prozent. Auch die Slowakei, Rumänien, Polen und Ungarn lagen weit oben. 2015 sind die Aussichten für Österreich nicht besser. Ökonomen erwarten halb so viel Wachstum wie in Deutschland.

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