Wirtschaft

Demontage abgewendet: Winterkorn bleibt VW-Chef

Europas größter Autobauer Volkswagen hält entgegen allen Spekulationen an seinem Vorstandschef Martin Winterkorn fest. Sein Vertrag soll laut Plan sogar verlängert werden. Das teilte die Volkswagen AG am Freitag in Wolfsburg mit und verwies dabei auf eine Entscheidung des Aufsichtsrats-Präsidiums, das am Donnerstag in Salzburg zu einer Krisensitzung zusammengekommen war.

Dieser sechsköpfige Kern des Kontrollgremiums ließ erklären: „Das Präsidium legt großen Wert darauf, dass Herr Professor Dr. Winterkorn seine Funktion als Vorsitzender des Vorstands auch weiterhin so aktiv und erfolgreich wie bisher verfolgt und hat hierbei die uneingeschränkte Unterstützung des Gremiums.“

Das Präsidium werde dem Aufsichtsrat vorschlagen, den Vertrag von Winterkorn in der Aufsichtsratssitzung im Februar 2016 zu verlängern. Der Kontrakt des bestbezahlten Dax-Managers läuft nach bisherigem Stand Ende 2016 aus.

Bis zu der Mitteilung stand Winterkorn erheblich unter Druck, nachdem der VW-Patriarch und Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch mit einem Zitat imSpiegel von Winterkorn abgerückt war. „Ich bin auf Distanz zu Winterkorn“, hatte das Nachrichtenmagazin Piëch am vergangenen Freitag zitiert.

Mit der Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat und den zwei Vertretern des VW-Großaktionärs Niedersachsen auf der Kapitalseite hatte sich aber eine Allianz zu Winterkorn bekannt. Der Sprecher des Porsche-Familienzweigs, Wolfgang Porsche, hatte Piëchs Äußerungen als „Privatmeinung“ bezeichnet. Einen Treueschwur für Winterkorn sprach Wolfgang Porsche aber nicht aus.

"Die Schlacht ist noch lange nicht geschlagen." Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer


Die Diskussion über die künftige Spitze von Volkswagen schwelt schon länger wegen des fortgeschrittenen Alters der beiden Hauptakteure. Piëch wurde am Freitag 78 Jahre alt und ist noch bis 2017 gewählt. Winterkorn hatte zunächst mit einer Verlängerung seiner Amtszeit um ein, zwei Jahre über 2016 hinaus geliebäugelt, um Piech danach an der Spitze des Aufsichtsrats abzulösen. Dies gilt nun als unwahrscheinlich.

Aus Sicht des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer ( Bild) ist der Machtkampf bei Volkswagen „noch lange nicht geschlagen". Er bezeichnete die geplante Vertragsverlängerung als "Etappensieg" für Winterkorn. Die VW-Mitteilung sei ein "Signal, um zunächst einmal wieder Ruhe in den Konzern zu bringen". Wie es nun mittelfristig weitergehe, müsse sich allerdings erst noch zeigen. "Noch ist ja kein Vertrag unterzeichnet, das ist nur eine Willensbekundung. Piëch wird sich das bis dahin weiter genau angucken." Winterkorn sei noch immer angezählt und stehe unter genauester Beobachtung Piëchs.

"Piëch ist ein Taktiker. Er ist jemand, der nicht aufgibt“, sagt ein Insider . Von seinem Kurs lasse er sich auch nicht durch eine Niederlage abbringen. Der Piëch-Kenner erinnerte an Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, der sich dem „Alten“ zeitweise widersetzt hatte, bevor er nach dem verloren Übernahmepoker mit VW Mitte 2009 aufgeben musste und üppig abgefunden wurde.

Die VW-Geschichte im Zeitraffer

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