Wirtschaft

Vossen-Chef zu Werk im Burgenland: "Sind wie gallisches Dorf"

Ein Handtuch hält eigentlich ewig, findet selbst Paul Mohr, Geschäftsführer des Frottier-Spezialisten Vossen. Damit ist das Problem seiner Branche umrissen. Der typische Österreicher kauft nur alle zehn Jahre neue Handtücher. Selbst dann denkt er nicht lange nach, für welche Marke und Qualität er sich entscheidet. Er greift einfach zu der Farbe, die ihm gerade gefällt, beobachten Marktforscher. Derzeit ist Grau im Trend, weiß Mohr, der aktuell 15 verschiedene Grautöne im Angebot hat.

Damit ist das Geschäft nicht geritzt, denn da wären noch die Billiganbieter aus Asien, die mit Kampfpreisen in die Supermärkte und Möbelhäuser drängen. „Ich vergleiche uns gern mit einem gallischen Dorf. Der Unterschied ist nur, dass wir nicht von römischen Legionen umzingelt sind, sondern von Mitbewerbern aus China, Pakistan und Bangladesch“, scherzt Mohr.

Nonstop-Produktion

Er hat sich hohe Ziele gesetzt, will Vossen „zu einer Weltmarke machen“, sagt der Oberösterreicher, der schon früh die Welt erobern wollte. Gelandet ist er im burgenländischen Jennersdorf, denn dort produziert Vossen seit den 1960er-Jahren Hand- und Badetücher.

In der Fertigung rattern von Montagfrüh bis Samstagmittag die Webstühle. Nonstop, im Drei-Schicht-Betrieb. Nur vereinzelt sieht man in der Halle Mitarbeiter, genau genommen Textilmechaniker, die die Maschinen auf Monitoren überwachen und bei Fehlermeldungen eingreifen. 1,6 Millionen Kilogramm Garn werden im Jahr zu 5,5 Millionen Teilen verarbeitet. Das Werk hätte Kapazitäten für eine weitere Million.

 

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Woher zusätzliche Badetücher kommen sollen, ist also geklärt, bleibt die Frage, wer die vergleichsweise hochwertige und teure Frottier-Ware kaufen soll. Vossen kämpft nicht nur mit den Billigsdorfern aus Fernost. In so gut wie jedem europäischen Land gibt es Lokalgrößen, die sich das Heft nicht aus der Hand nehmen lassen, so wie in Deutschland beispielsweise Möwe oder Cawö.

Chinesische Bäder

Mohr will auf neuen Märkten wachsen. In Asien etwa, wo sich der Markt für alles, was mit der Ausstattung von Badezimmern zu tun hat, gerade erst entwickelt. Sein Vorteil gegenüber der asiatischen Billigkonkurrenz: Die kaufkräftige Klientel wünscht sich Markenqualität „Made in Europe“. Das ist freilich auch anderen europäischen Herstellern nicht entgangen, die auf den Branchenmessen ebenfalls um die Gunst der asiatischen Einkäufer buhlen. Vossen hat nun einen asiatischen Distributeur von Bettwäsche als Kooperationspartner gewonnen, der auch Handtücher in sein Sortiment aufnimmt, erläutert Mohr.

Derzeit ist Deutschland der größte Abnehmer von Vossen (40 Prozent des Umsatzes), gefolgt von Österreich und Großbritannien. Wobei vor allem der drittgrößte Markt mit Fragezeichen behaftet ist. Mohr: „Wir fakturieren in Pfund. Wenn infolge des Brexit die Währung verfällt, können wir das preislich nicht auffangen.“

Fairtrade in Aktion

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat Vossen 34,5 Millionen Euro umgesetzt und schwarze Zahlen geschrieben. Heuer peilt Mohr 36 Millionen an. Gelingen soll das unter anderem mit einem Treupunkte-Programm bei Interspar, das den Umsatz ankurbelt. Er habe bei der preisaggressiven Aktion, bei der es sich um Fairtrade-Baumwolle handelt, zwar anfangs Bedenken gehabt, aber der Werbeeffekt sei enorm. „Die Frequenzen im Lebensmitteleinzelhandel sind viel höher als im Möbelhandel, die Marke wird damit bekannter.“