Wirtschaft

Von Anleihen, Haftungen und Pfandbriefen

Die Regierung sucht Wege, Inhaber von Anleihen der Hypo, die vom Land Kärnten eine Rückzahlungsgarantie haben, zu einem teilweisen Verzicht auf ihr Geld zu bewegen. Der KURIER erklärt die wichtigsten Begriffe.

Anleihe

Wenn ein Unternehmen Geld für Investitionen braucht, kann es dies aus eigenen Mitteln bezahlen, einen Kredit aufnehmen oder eine Anleihe begeben. Diese Anleihe ist ein Wertpapier, das Unternehmen (Emittent) ist der Schuldner, der Käufer dieser Anleihe der Geldgeber. Anleihekäufer gewähren also eine Art Kredit, bekommen dafür Zinsen und am Ende der Laufzeit das Geld zurück. Geht das Unternehmen pleite, verlieren sie das ganze oder einen Teil des Geldes. So wie Konzerne finanzieren sich Banken, Bundesländer, Städte oder Staaten über Anleihen.

Haftung

Übernimmt ein Staat eine Haftung für eine Anleihe, sagt er dem Anleihekäufer damit: Wenn das Unternehmen oder die Bank nicht zurückzahlt, springe ich ein. Diese Anleihen gelten daher als besonders sicher. Nur wenn auch der Garantiegeber – also Bundesland oder Staat – pleitegeht, verlieren die Anleihekäufer Geld. Im Fall der Kärntner Hypo hieße das: Kärnten muss pleite gehen, dann müssen die knapp zwölf Milliarden Euro an Anleihen der Hypo, für die das Land haftet, nicht zurückgezahlt werden. Wenn ein Land Anleihen, für die es haftet nicht tilgt, hat das negative Folgen für seinen finanziellen Zustand. Wenn es nämlich neue Anleihen begibt, werden die Käufer sagen: Die Rückzahlung ist unsicher, daher kaufe ich die Anleihen nur, wenn ich hohe Zinsen dafür bekomme. Argentinien oder Zypern haben zuletzt Anleihen nicht ausgezahlt.

Mündelsicher

Landesgarantierte Anleihen wie jene der Hypo Kärnten gelten per Gesetz sogar als mündelsicher. Das heißt, Kapitalvermögen für entmündigte Personen oder Minderjährige darf in diesen Papieren angelegt werden. Tatsächlich sind Hypo-Anleihen in mündelsicheren Investmentfonds. Zahlt Kärnten oder die Republik diese Hypo-Anleihen nicht zurück, bricht der Staat eigene Gesetze.

Pfandbrief

Das ist eine Anleihe, die mit Grundstücken oder Immobilien besichert ist. Begeben werden solche Anleihen vor allem von Hypothekenbanken. Die Hypo Kärnten hat 1,2 Mrd. Euro an Pfandbriefen begeben. Diese dürfen nur jene emittieren, die ein gesetzliches Pfandbriefrecht haben.

Noch, so heißt es vonseiten der Regierungsspitze, sei eine Insolvenz der Hypo-Alpe- Adria-Bank-International ja nicht vom Tisch. Noch werde geprüft, ob die Republik die schwer marode Bank nicht doch lieber "krachen" schickt, wie es nicht wenige Bürger wünschen und formulieren würden, statt sie wie geplant "abzuwickeln".

Doch das hätte einen gewaltigen Haken. Bernhard Felderer, Chef des Staatsschuldenausschusses und profunder Kenner der Materie, erwähnte eines der größten Probleme einer Insolvenz in einem ORF-Interview in einem Nebensatz: Die Bankenaufseher in Kroatien und Bosnien-Herzegowina hätten durchblicken lassen, dass sie im Falle einer Pleite der Bank ihre jeweiligen Landes-Hypos sofort verstaatlichen würden, erklärte Felderer.

System-relevant

Es ist davon auszugehen, dass auch die Behörden in allen anderen Ländern am Westbalkan, in denen die Hypo-Töchter nach wie vor tätig sind, genau so handeln würden. Für die Mutter-Hypo in Klagenfurt, und damit den Steuerzahler, wären die Folgen durchaus problematisch. Denn damit wären die einzigen noch wertvollen Teile der Bank, die für gutes Geld verkauft werden könnten, weg.

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In Kroatien ist die Hypo das fünftgrößte Institut mit knapp über 400.000 Kunden, in Bosnien sind es rund 440.000 Kunden, in Serbien immerhin 200.000 Kunden, bestätigt die Bank. Insgesamt geht es bei den Hypo-Töchtern am Balkan um eine Gesamt-Bilanzsumme von rund neun Milliarden Euro, bei rund 1,2 Millionen Kunden.

In der Öffentlichkeit am Balkan ist eine mögliche Insolvenz kein Thema. Die Banken arbeiten normal, einige werfen wieder Gewinne ab. Seit der Notverstaatlichung wird versucht, die Teilbanken in Slowenien, Kroatien, Serbien, Bosnien und Montenegro für einen möglichen Verkauf fit zu machen, indem alle negativen Werte herausgelöst und in die Mutter oder andere Abwicklungsinstitute transferiert werden.

Die Bank bestätigt, dass sowohl für die Gruppe als Ganzes als auch für die Einzelbanken bereits Verkaufsgespräche geführt werden. Verbindliche Angebote sind für Anfang des zweiten Quartals terminisiert.

Über mögliche Verkaufspreise gibt es nur Spekulationen, vielleicht zwei Milliarden könnten lukriert werden. Das Problem sei, dass die Zeiten, eine Bank zu verkaufen, alles andere als gut sind, ist aus Bankenkreisen zu erfahren – überhaupt bei einer Bank, die schon einmal verkauft wurde, und dann notverstaatlicht werden musste.