VW-Affäre: Deutsche Behörde zieht Schrauben an
Von Kid Möchel
Der Abgas-Skandal bei Diesel-Autos schlägt auch auf die Porsche Automobil Holding SE, das oberste Mutterunternehmen des Porsche-Volkswagen-Konzerns, frontal durch. In den ersten neun Monaten 2015 halbierte sich der operative Gewinn der Dachgesellschaft von 2,493 Milliarden Euro auf 1,19 Milliarden Euro zum Vergleichszeitraum des Vorjahres. Im schlimmsten Fall, so die internen Prognosen, könnte der Gewinn bis zum Jahresende sogar auf 800 Millionen Euro schmelzen.
Zwar habe der Volkswagen-Konzern insgesamt 6,7 Milliarden Euro als Risikovorsorge in Sachen Diesel-Gate zur Seite gelegt. "Daneben bestehen aber Rechtsrisiken im Zusammenhang mit der Dieselproblematik, deren Bewertbarkeit zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht gegeben ist", heißt es im Zwischenbericht der Volkswagen-Mutter. Die Belastungen aus der Dieselaffäre führen laut Porsche zu einer "Absenkung der Ergebnisprognose" und "zu einer Kapitalrendite deutlich unterhalb des Vorjahresniveaus". Trotz der Abgas-Affäre soll der Umsatz des Tochter-Konzerns Volkswagen heuer um vier Prozent steigen. In der Sparte Pkw wird sogar eine operative Rendite von sechs bis sieben Prozent angepeilt. Die Porsche SE hält 52,2 Prozent der Stammaktien und 32,4 Prozent des Kapitals des Volkswagen-Konzerns.
Brüssel am Drücker
Indes wird der Druck auf den deutschen Auto-Riesen deutlich erhöht. EU-Klima- und Energiekommissar Miguel Arias Canete hat den neuen VW-Konzernchef Matthias Müller am Montag in einem Brief aufgefordert, innerhalb von zehn Tagen bekannt zu geben, bei wie vielen Fahrzeugen und welchen Modellen der VW-Gruppe die Kohlendioxid-Werte (Co2) und somit der Treibstoff-Verbrauch manipuliert wurde.
VW hat ursprünglich von insgesamt 800.000 betroffenen Fahrzeugen gesprochen. Die EU-Richtlinien schreiben den Herstellern bestimmte Co2-Obergrenzen vor. Werden diese überschritten, drohen saftige Strafen.
Neue Messungen angeordnet
Auch das deutsche Kraftfahrt-Bundesamt (KBA), die oberste deutsche Kfz-Zulassungsbehörde, zieht die Schrauben an. "Der Autohersteller muss die Schadstoff-Emissionswerte und die Co2-Werte neu ermitteln", sagt KBA-Sprecher Stephan Immen zum KURIER. "Die Prüfung erfolgt unter Aufsicht des Kraftfahrt-Bundesamts." Nachsatz: "Betroffen sind Fahrzeuge neuerer Bauart mit der Motoren-Generation EA288 und der Abgasstufe Euro 6." Laut dem KBA-Sprecher geht es um alle EA288-Modelle der Volkswagen-Gruppe (Audi, Seat, Skoda, VW) mit 1,4 Litern, 1,6 Litern und 2,0 Litern Hubraum (Diesel) sowie 1,4 Liter Benziner.