Wirtschaft

VW-Aufsichtsräte kassierten am meisten ab

Die Aufsichtsräte der 30 Unternehmen, die im deutschen Aktien-Index DAX notieren, haben auch im Vorjahr kräftig abkassiert – und deutlich mehr als 2013. Die börsennotierten Unternehmen überwiesen ihren Aufsehern insgesamt rund 85,7 Millionen Euro, das ist ein Plus von 9,6 Prozent im Vergleich zum Jahr 2013. Das belegt eine Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Die Bezüge der Aufsichtsratschefs erhöhten sich um 7,4 Prozent auf durchschnittlich rund 365.000 Euro. Ein einfaches Aufsichtrats-Mitglied kam auf 115.000 Euro.

Mit Abstand am üppigsten bezahlte Volkswagen seine Aufsichtsräte: Die 20 VW-Kontrolleure streiften 2014 insgesamt rund 12,1 Millionen Euro ein - fast ein Viertel mehr als im Jahr davor. Auch der Spitzenverdiener unter den Dax-Aufsichtsratschefs findet sich bei dem Autoriesen:

Der Österreicher und VW-Patriarch Ferdinand, der mittlerweile seine AR-Funktion zurückgelegt hat, kassierte im Vorjahr insgesamt 1,19 Millionen Euro. In diesem Betrag sind aber alle Mandate bei VW-Tochterfirmen mit eingerechnet.

Auch der zweite Spitzenverdiener unter den Aufsichtsräten ist ein Österreicher:

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Paul Achleitner streifte als Aufsichtsratschef der Deutschen Bank 818.500 Euro ein und Gerhard Cromme bei Siemens 615.500 Euro. Detail am Rande: "Bei der Deutschen Bank sorgte die Einführung einer Vergütung für den Nominierungsausschuss und eine Erhöhung der Vergütung für den Integritätsausschuss für den Anstieg der Gesamtvergütung."

Die einflussreichsten Aufsichtsräte

In 2015 wurden auf der Anteilseignerseite der DAX 30-Unternehmen 49 der 248 Mandate neu besetzt. "Auf die Spitze des DSW-Rankings der einflussreichsten Aufsichtsräte in Deutschland hatte das keine wesentlichen Auswirkungen", weiß DSW- Hauptgeschäftsführerin Jella Benner-Heinacher. "Werner Wenning ist weiterhin Deutschlands einflussreichster Aufsichtsrat. Ihm folgen auf Rang zwei Ulrich Lehner und auf Rang drei der Österreicher Wolfgang Mayrhuber.

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Mayrhuber leitet die Aufsichtsräte von Infineon Technologies sowie der Deutscher Lufthansa und ist zugleich Mitglied des Aufsichtsrats der Münchener Rück. Wenning sitzt den Aufsichtsräten von Bayer und E.ON vor und ist darüber hinaus im Aufsichtsgremium von Siemens vertreten. Herr Lehner sitzt ebenfalls zwei Aufsichtsräten vor, nämlich denen der Deutschen Telekom und ThyssenKrupp. Er ist zusätzlich ordentliches Mitglied im Aufsichtsrat von E.ON.

Mayerhuber nahm an 19 AR-Sitzungen und 26 Ausschuss-Sitzungen teil, und führte dabei dreizehn Mal bzw. neun Mal den Vorsitz. Sein Landsmann Achleitner an 19 AR-Sitzungen und 61 Ausschuss-Sitzungen und führte dabei sechs Mal bzw. 25 Mal den Vorsitz.

Eine Frau ist in der Spitzengruppe des Rankings nach wie vor nicht zu finden. Die bestplatzierte Aufsichtsrätin ist – wie schon in den Vorjahren – Renate Köcher. Die Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach liegt auf Rang 19, im Vorjahr belegte sie Rang 17, im Jahr davor Platz 16. Frau Köcher sitzt in den Kontrollgremien von Allianz, BMW und Infineon Technologies.

Die höchsten Zuwächse

Mit einem Plus von 88,5 Prozent im Vergleich zu 2013 stieg die Gesamtvergütung bei der Deutschen Post am stärksten. Bedingt war das laut DSW durch eine von der Hauptversammlung 2013 beschlossene Umstellung der Vergütung auf eine reine Festvergütung in Kombination mit der Tatsache, dass für 2013 eine langfristige variable Vergütung in noch unbekannter Höhe aussteht, die erst in 2016 ausgezahlt wird.

Aber auch bei Daimler (plus 19,7 Prozent) und der Deutschen Bank (plus 18,8 Prozent) war ein deutlicher Anstieg der Bezüge auszumachen.

Die höchste Vergütung

Die höchste Vergütung für den AR-Vorsitz zahlte Volkswagen: Der Chef im Aufsichtsrat des Autobauers wurde 2014 mit 1,186 Millionen Euro vergütet, das macht ein Plus von 20,4 Prozent. Am zweithöchsten wurde mit knapp 819.000 Euro der Aufsichtsratsvorsitz der Deutschen Bank vergütet, der mit einem Anstieg von 26,7 Prozent auch die zweitgrößte Steigerung verzeichnen konnte.

"Die Position des Aufsichtsratsvorsitzenden von Siemens wurde mit 615.500 Euro (minus 0,2 Prozent) am dritthöchsten vergütet", heißt es weiter. "Den stärksten Zuwachs in der Vergütung konnte in 2014 der Vorsitzende des Aufsichtsrats der Deutschen Post verzeichnen." Seine Vergütung stieg im Vergleich zum Vorjahr um 114,4 Prozent auf 338.000 Euro und somit noch etwas stärker als die Gesamtvergütung des Post-Aufsichtsrats."

Rückgang bei Münchener Rück

Den stärksten Rückgang musste der Aufsichtsratsvorsitzende der Münchener Rück hinnehmen. Im Vergleich zu 2013 sank, nach der Umstellung auf eine reine Festvergütung, seine Vergütung um 10,3 Prozent auf 322.000 Euro. Wie bereits in den Vorjahren erhielt der Aufsichtsratschef von Merck als einziger AR-Vorsitzender eines DAX 30-Unternehmens weniger als 100.000 Euro.