Viele Händler expandieren, Van Graaf zieht aus der SCS aus
Von Simone Hoepke
Das deutsche Modehaus Van Graaf zieht aus der Shopping City Süd (SCS) aus und streicht damit in Österreich die Segel. Erst im März 2010 war der Hamburger Textilhändler in Vösendorf an den Start gegangen, was auch als Kampfansage gegen das Düsseldorfer Schwesterunternehmen Peek & Cloppenburg (P&C) zu verstehen war. Die beiden Firmenchefs, James und Harro Uwe Cloppenburg, rennen seit einem Familienstreit getrennt voneinander um das Leiberl im Modegeschäft.
Mit dem Auszug von Van Graaf werden in Österreichs größtem Shoppingcenter, der SCS, 7.000 Quadratmeter frei. Wie diese nachbesetzt werden, ist offen. Viele Filialisten gibt es nicht, die für so große Flächen in Frage kommen. Wahrscheinlicher ist, dass sich mehrere Händler den Platz teilen, ist zu hören.
Teures Pflaster
Laut dem aktuellen Shoppingcenter Performance Report des deutschen Strategieberaters ecostra ist die SCS aus Sicht der Mieter überhaupt das teuerste Pflaster in Österreich. Center-Manager Matthias Franta sieht das gelassen: „Wir sind nicht nur bei den Quadratmeterpreisen führend, sondern auch bei der Größe des Shoppingcenters und bei den Besucherzahlen.“ In den vergangenen Jahren habe man sich teils unnötig vor dem Schreckgespenst Onlinehandel gefürchtet, sagt Franta. Letztlich hätte sich gezeigt, dass die Web-Umsätze in einer Region just dann steigen, wenn vor Ort ein Geschäft aufsperrt – und umgekehrt. Experten sprechen von einem Umsatzeffekt in der Größenordnung von 20 bis 30 Prozent.
Auch der aktuelle Shoppingcenter-Report zeigt, dass die Filialisten offenbar wieder auf das Expansionstempo drücken, allerdings nicht primär in den Shoppingcentern. Gefragt sind verstärkt Flächen in Fachmarktzentren, die deutlich niedrigere Mieten und Betriebskosten haben als Einkaufszentren.
Ein Lebenszeichen gibt es von den oftmals totgesagte Innenstädten. „Selbst wenn in Shoppingcentern Dinge wie einheitliche Öffnungszeiten, Marketing und so weiter geklärt sind, ist die Performance nur leicht besser als in den Geschäftsstraßen“, resümiert ecostra-Manager Joachim Will. „Offenbar wurden die Geschäftsstraßen lange unter Wert gehandelt.“ Währenddessen geben sich in den Shoppingcentern offenbar die Mieter die Klinke in die Hand, die um Mietnachlässe feilschen.
Mietsenkungen
„In den vergangenen zwölf Monaten haben 78 Prozent der Mieter nachverhandelt“, zitiert Will aus der Umfrage. Von ihnen haben angeblich 18 Prozent mehr als 20 Prozent Mietnachlass bekommen, 23 Prozent zwischen elf und 20 Prozent und jeder Dritte bis zu zehn Prozent. Die Nachlässe betreffen freilich vor allem jene Standorte, die mit unterdurchschnittlichen Umsätzen kämpfen und damit ohnehin unter Druck stehen. Will: „Hier rollt etwas auf die Immobilien-Branche zu, das enorme Wertberichtigungen nach sich ziehen wird.“ Viele Immobilien seien schlicht nicht mehr jene Beträge wert, die in den Büchern stehen. Will: „Das wird für die Immobilienwirtschaft eine große Herausforderung werden.“