Wirtschaft

Züchter wollen weniger Platz für Mastgeflügel

In Österreich gibt es 618 Huhn- und Putenzuchtbetriebe mit Platz für rund elf Millionen Tieren. Künftig könnten es mehr sein. Das sieht eine Verordnung des Gesundheitsministeriums im Einvernehmen mit dem Landwirtschaftsministerium vor. Demnach dürften in den letzten Tagen eines Mastzyklus mehr Federvieh als bisher auf einem Quadratmeter gehalten werden (21 statt 18 Hühner bzw. 3 statt 2 Puten). Das stört nicht nur Tierschützer. Auch der Handel ist massiv dagegen. Nun wackelt die Novelle, die noch nicht in Begutachtung geschickt wurde.

"Weshalb die Standards in der Geflügelhaltung verändert werden sollen, ist nicht nachvollziehbar", sagt Rewe-Sprecherin Ines Schurin. "Um 30 Prozent mehr Tiere als bisher bei gleichbleibendem Platzangebot ist für die Gesundheit und das Wohl der Tiere sicher nicht förderlich." Spar schließt sich der Kritik an. "Im Sinne des Tierschutzes wären wir eindeutig gegen eine Besatzdichtenerhöhung", sagt Sprecherin Nicole Berkmann. Allerdings versteht sie die Sorgen der Landwirte, die Angst um ihre Konkurrenzfähigkeit haben.

"Wir verlieren laufend Betriebe", bestätigt Michael Wurzer, Sprecher der Österreichischen Geflügelwirtschaft. Schon jetzt würden 17 Prozent der Hühner und 55 Prozent der Puten aus dem Ausland importiert, die Wertschöpfung von 300 Mio. Euro im Jahr sinke kontinuierlich.

Tierwohl

Die Verordnung soll diesen Prozess stoppen. Allerdings, so weist das Landwirtschaftsministerium hin, sollen darin im Gegenzug sogenannte Tierwohlmaßnahmen stärker verankert werden. "Bei einer möglichen höheren Besatzdichte müssen auf jeden Fall begleitende Maßnahmen kommen", heißt es (z.B. stärkere Berücksichtigung des Zustands der Tiere und von Medikamenteneinsatz sowie verstärkte Kontrollen).

Und nicht nur das. Wie Christoph Ertl, Sprecher des Gesundheitsministers, erläutert, hätten bei einem Runden Tisch im Juli die Chefs von Rewe und Spar zu diesem Thema Stellung bezogen. Tenor: Man wolle nicht verstärkt Geflügel importieren, aber umgekehrt nicht auf teureren heimischen Produkten sitzen bleiben. Mögliche Lösung: Die Ketten greifen den Züchtern finanziell unter die Arme, sodass diese bei den Preisen mithalten können. "Damit wäre die Novelle vom Tisch", sagt ein Geflügelzüchter. Zumal die SPÖ ohnehin bremse, da die Tierhalter nicht ihre Zielgruppe seien. Offiziell wollen die Ketten die Variante noch nicht bestätigen.