Wirtschaft

Vodafone hat nach Verkauf an Verizon Luxusprobleme

Auf Einkaufstour gehen, Schulden abbauen, Aktien zurückkaufen – oder gar als Dividende ausschütten? Der britische Mobilfunkriese Vodafone schlägt sich mit Luxusproblemen herum. Wohin soll er 130 Mrd. Dollar stecken? Diesen Betrag dürfte der Ausstieg aus dem US-Geschäft in die Kassa spülen – je zur Hälfte in Aktien und bar.

Der Abschied steht kurz bevor: Vodafone verhandelt seit Monaten über den Verkauf von 45 Prozent der gemeinsamen Mobilfunktochter Verizon Wireless an den US-Konzern Verizon. Die Bestätigung wurde am Montag nach Börseschluss erwartet. Zugleich wird spekuliert, dass Vodafone jetzt zum Übernahmeziel für den US-Telekomgiganten AT&T werden könnte.

Investoren frohlocken jedenfalls: Die Vodafone-Aktie legte binnen einer Woche 14 Prozent auf den höchsten Stand seit 2001 zu. Allerdings haben viele Aktionäre kritische Fragen an Vodafone-Chef Vittorio Colao. Der Italiener muss eine gewinnbringende Investition für das Geld finden. 130 Milliarden Dollar – damit könnte er locker alle an der Wiener Börse notierten österreichischen Unternehmen kaufen. Deren Börsewert betrug Ende August 81,07 Mrd. Euro, umgerechnet 107 Mrd. US-Dollar.

Bisher setzt Colao auf die Bündelung von Mobilfunk und Glasfaser – er will Kabel Deutschland übernehmen, um der Deutschen Telekom im Heimmarkt Paroli zu bieten.

Günstiger Zeitpunkt

In den USA konkurrieren nur vier nationale Mobilfunkanbieter, der größte ist Verizon Wireless. Bisher konnten diese höhere Tarife durchsetzen als in Europa, was sich nun aber ändern könnte – deshalb der Vodafone-Ausstieg. Verizon will selbst schon lange die volle Kontrolle über die Tochter. Dank des Zinstiefs ist die drittgrößte Transaktion der Historie günstig finanzierbar. Größere Geschäfte gab es nur während der „Dot-com-Hysterie“. Vodafone war auch am Rekorddeal beteiligt: 1999 zahlten die Briten für Mannesmann 202,8 Mrd. Dollar. 2000 ließ der Internetdienst AOL für Time Warner 164,7 Mrd. springen – ein Mega-Flop.

Die größten Übernahmen der Geschichte

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