Wirtschaft

Vamed baut Geschäft im Ausland weiter aus

von simone hoepkeDer österreichische Gesundheitskonzern Vamed hat das zwölfte Jahr in Folge das Betriebsergebnis gesteigert, zuletzt auch durch die Übernahme der Schweizer Rehabilitationsklinik Seewis und durch die Mehrheitsbeteiligung am deutschen Sterilgut-Dienstleister cleanpart healthcare.

Auf die Frage, ob der Konzern auch Spitäler der AUVA übernehmen könnte, winkt Vorstandschef Ernst Wastler aber ab. Mit Verweis auf das österreichische Erstattungssystem. Dieses lässt es – im Gegensatz zu jenem in Deutschland – nämlich nicht zu, in der Akutversorgung Gewinne zu erzielen. Wastler: „Also gibt es von vornherein einen Verlust, so kann ein privatwirtschaftliches Unternehmen nicht wachsen.“

Wachstum im Ausland

Über zu wenig Wachstum kann sich der Konzern, der Gesundheitseinrichtungen plant, finanziert, errichtet und betreibt, derzeit allerdings nicht beschweren. Der Umsatz stieg im Vorjahr um sechs Prozent auf 1,228 Milliarden Euro, das Ebit um zehn Prozent auf 76 Millionen Euro. Der Auftragsbestand liegt mit 2,1 Milliarden Euro neun Prozent über Vorjahresniveau, der Anteil des Auslandsumsatzes ist binnen zehn Jahren um 47 Prozent auf eine Quote von mehr als 70 Prozent gestiegen. Davon profitieren auch Klein- und Mittelbetriebe, die mit der Vamed im Projektgeschäft mitwachsen.

Evaluierung gefragt

Derzeit betreibt die Vamed in 84 Ländern Polikliniken, Universitätskrankenhäuser, Rehazentren sowie Thermenbetriebe (in Österreich unter anderem Laa, TauernSpa Kaprun oder Geinberg). Laut Wastler liegt die Lebenserwartung einer Gesundheitseinrichtung bei 50 Jahren. Ob Österreich zu viele Einrichtungen am Markt hat, könne er so nicht beurteilen. Der Markt müsse erst analysiert werden, meint der Experte. Früher habe man Unfallkrankenhäuser neben Autobahnen gebaut, das sei heute wegen der Hubschraubereinsätze überhaupt nicht mehr notwendig. Generell müsse man prüfen, „ob ein Standort rettungslos verloren ist, oder ob es neue Nutzungsmöglichkeiten und Kooperationen gibt“. In Kapfenberg hat die Vamed zum Beispiel einst eine Unfallchirurgie, die geschlossen hätte werden sollen, in ein Neurologisches Therapiezentrum, an dem die Stadt beteiligt ist, umfunktioniert.

International ist die Vamed von geopolitischen Entwicklungen abhängig. So ist der Anteil des Afrika-Geschäftes derzeit mit acht Prozent relativ gering. Grund ist der Ölpreisverfall, der in erdölexportierenden Ländern die Gelder in den Staatskassen erodieren ließ. Damit kam auch oft die Finanzierung von Gesundheitseinrichtungen ins Wanken. Wastler hofft auf steigende Ölpreise.

2017 hat Vamed erstmals mehr Umsatz im Dienstleistungs- als im Projektgeschäft gemacht. So ist der Konzern für die technischen Dienstleistungen in 670 Einrichtungen mit insgesamt 153.000 Betten zuständig. Das sind in etwa 80-mal so viele Betten wie im Wiener AKH. Und zu diesem führen auch die Wurzeln des Konzerns. Die voestalpine gründete die Vamed 1982, um das AKH der Stadt Wien fertigzustellen.

Bis 2020 will Vamed, mittlerweile Teil der Fresenius-Gruppe, in 100 Ländern tätig sein. 2017 ist der Markteintritt in Spanien, Dänemark, Laos und Äquatorialguinea gelungen.