US-Zinsen steigen, Eurozone folgt vier Jahre später
Von Christine Klafl
Gute Nachrichten aus dem Euroraum haben Hochkonjunktur: Die Wirtschaftskraft hat heuer um gut zwei Prozent zugelegt. Das ist etwas mehr als der Durchschnitt seit dem Euro-Start. Der Aufschwung ist relativ homogen, kein einziges Euroland ist ins Minus gerutscht – was auch noch nie der Fall war. Hat die Weltwirtschaft für diesen Schub gesorgt? "Das Wachstum kommt aus dem Euroraum selbst, durch Konsum und Investitionen", sagt Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Bank Austria.
In den USA hat der Aufschwung bereits 2009 begonnen und bleibt nur durch die kommende Steuerreform einigermaßen robust. Die Eurozone hinkt hier vier Jahre nach, hier geht es erst seit 2013 aufwärts. Schuld an dem um vier Jahre verzögerten Aufschwung sei die Eurokrise, stellt Bruckbauer fest. Diese vier Jahre Verzögerung gelte auch für die Geldpolitik: In den USA steigen die Leitzinsen schon seit zwei Jahren. Am Mittwoch hatte die US-Notenbank Fed unter ihrer Noch-Chefin Janet Yellen den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 1,25 bis 1,5 Prozent angehoben. In der Eurozone hingegen werden die Leitzinsen frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2019 ihre Nulllinie verlassen. Trotz des wachsenden Zinsunterschieds werde der Euro gegenüber dem Dollar aber an Kraft gewinnen, erwartet Bruckbauer. Die Begründung: In der Eurokrise waren Investments in der Eurozone in vielen Portfolios untergewichtet. Das hat sich geändert, die gute Konjunktur wird weiteres Geld anlocken.
Mit gut drei Prozent wächst Österreichs Wirtschaft heuer so flott wie schon seit zehn Jahren nicht mehr. Mit 2,4 Prozent Plus bleibt der Aufschwung auch im kommenden Jahr im Wesentlichen intakt. Die Unternehmen müssen weiter investieren, um die Nachfrage befriedigen zu können. Das ermöglicht auch einen weiteren Rückgang der heimischen Arbeitslosenraten.