Wirtschaft

US-Klage: S&P siegessicher

Standard & Poor's gibt sich siegessicher. Die Klage des US-Justizministeriums wegen falscher Hypothekenpapier-Bewertungen entbehre „jeglicher faktischen oder juristischen Grundlage“, erklärte der Mutterkonzern der Ratingagentur, McGraw-Hill, am Dienstag. S&P zeigte sich überzeugt, den Fall gewinnen zu können und verwies auf 41 ähnliche Klagen in der Vergangenheit, die entweder vor Gericht verworfen oder zurückgezogen worden seien.

Die Bewertungen seien "in gutem Glauben" entstanden. Auch habe S&P schneller und umfassender als jeder Konkurrent auf den einbrechenden US-Häusermarkt reagiert und damit zusammenhängende Wertpapiere abgewertet. „Leider hat sich im Nachhinein herausgestellt, dass diese Aktionen nicht ausreichend waren.“ Die Immobilienkrise sei letztlich schlimmer gekommen als angenommen. Dieses Versagen sei aber keine Folge eines Fehlverhaltens bei S&P. Auch kaum jemand anderes habe die Schwere der Krise vorausgeahnt, verteidigte sich die Ratingagentur.

Das US-Justizministerium hatte S&P in der vergangenen Woche auf 5 Milliarden Dollar (3,7 Mrd Euro) verklagt. Der Vorwurf: Die weltgrößte Ratingagentur habe vor der Finanzkrise wissentlich zu gute Noten für amerikanische Hypothekenpapiere verteilt und damit Investoren betrogen, die die Papiere anschließend gekauft haben. Denn nur wenige Monate später brach der Markt zusammen und die Investoren verloren Abermilliarden mit den angeblich so sicheren Wertpapieren.

Für den Finanzdienstleister wäre eine Verurteilung eine Katastrophe, nicht nur wegen des Imageschadens: Eine Strafzahlung in der geforderten Höhe würde ein Vielfaches des Jahresgewinns darstellen, der 2012 bei unterm Strich 437 Millionen Dollar lag. 2011 hatte McGraw-Hill noch mehr als doppelt so viel verdient.

Bilder: Das Einmaleins der Ratingagenturen

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Nichtsdestotrotz bleibt die Einschätzung der Ausfallwahrscheinlichkeit von Wertpapieren ein Milliardengeschäft. Marktführer S&P sowie die weiteren großen Spieler, Moody's und Fitch, konnten ihren Umsatz im vergangenen Jahr kräftig steigern.
Das Geschäftsmodell der Branche steht jedoch schon lange in der Kritik: Denn nicht die Anleger zahlen für die Bewertungen, sondern die Verkäufer der Wertpapiere, im Falle der Hypothekenpapiere waren dies Banken. Kritiker sehen deshalb einen Interessenkonflikt und die Gefahr von „Kuschel-Noten“.

Warum nur S&P?

Unklar ist bislang, warum sich das US-Justizministerium sowie die Generalstaatsanwälte mehrerer Bundesstaaten bisher nur auf S&P gestürzt haben. Auch Moody's und Fitch hatten US-Hypothekenpapiere lange mit Bestnoten bewertet.