Wirtschaft

Urlaub daheim ist heuer der Renner

Der glutheiße Juli heizte die Sommersaison kräftig an. Trotz Regen und Hochwasser zu Saisonstart kamen von Mai bis Juli so viele Urlauber wie noch nie nach Österreich. Nach Daten der Statistik Austria stieg die Zahl der Gästeankünfte gegenüber dem Vorjahr um 1,5 Prozent auf einen neuen Rekordwert von 9,67 Millionen. Mit 31,36 Millionen Übernachtungen wurde der Vorjahreswert ebenfalls leicht übertroffen.

„Diese Rekordzahlen verdanken wir vor allem den inländischen Gästen, die die Schönwetterperiode des Juli vermehrt für spontane Kurzurlaube in Österreich nutzten“, erläutert Hans Schenner, Obmann der Bundessparte Tourismus in der Wirtschaftskammer (WKÖ). Am meisten davon profitieren konnten die Bundesländer Wien und Steiermark, die mit 4,5 bzw. 4,2 Prozent die mit Abstand größten Gästezuwächse im bisherigen Sommer verzeichneten.

Steiermark-Tourismus-Chef Georg Bliem freut sich über 70.000 zusätzliche Inländer-Nächtigungen bisher: „Und die Wandersaison hat noch nicht einmal richtig begonnen.“ Für Bliem ist die neue Lust am Heimaturlaub aber keineswegs nur ein kurzer Hitze-Effekt.

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Auffällig: Vor allem Steirer selbst machen vermehrt in der Steiermark Urlaub. Ihr Anteil bei den Inländernächtigungen kletterte heuer auf 34,2 Prozent. In keinem anderen Bundesland machen so viele Einheimische daheim – zumindest für ein paar Tage – Urlaub. In Oberösterreich etwa sind es nur 26 Prozent. Bliem erklärt die touristische Heimatverbundenheit seiner Landsleute mit der Angebotsvielfalt – „Berge, Thermen, Wein – da ist für jeden was dabei“. Wie kaum ein anderes Bundesland wirbt die Steiermark aktiv mit eigenen Großveranstaltungen in Großstädten wie Wien um den inländischen Gast.

Weniger gut lief es trotz massiver TV-Werbung bisher in Kärnten, wo die Ankünfte im heißen Juli gegenüber dem Vorjahr sogar leicht zurückgingen. Ein deutliches Plus gab es lediglich bei den Campinggästen. Von Mai bis Juli buchten sogar um 4,3 Prozent weniger Österreicher einen Kärnten-Urlaub als im Vorjahr. Der zunehmend unter Druck stehende Kärnten-Werbung-Chef Christian Kresse hofft, mit einem starken August und September den Gästerekord des Vorjahres doch noch zu erreichen.

Insgesamt rechnet die Tourismus-Branche für die Sommersaison mit einem Plus von zwei bis drei Prozent gegenüber 2012. „Der Aufwärtstrend sollte anhalten“, ist Schenner optimistisch. Die Buchungslage in den Wandergebieten sei hervorragend. Die anhaltende Krise in Reiseländern wie Ägypten oder Tunesien dürfte einen zusätzlichen Urlauber-Schub bringen.

Wichtigste und sehr treue Urlaubsgäste bleiben die Deutschen, auf die noch immer mehr als ein Drittel aller Nächtigungen entfällt. Wieder mehr Gäste kommen heuer aus den USA und Großbritannien, etwas weniger aus den Niederlanden.

Österreichs Tourismusbranche boomt – auch bei der Beschäftigung. Ende Juli waren im Bereich Beherbergung und Gastronomie 216.000 Menschen beschäftigt, um 4000 oder 1,6 Prozent mehr als im Vorjahr.

Noch stärker als die Gesamtbeschäftigung steigt die Zahl der geringfügig Beschäftigten. Innerhalb eines Jahres stieg die Zahl um 2700 oder 5,3 Prozent auf 53.000. Zum Vergleich: 2010 gab es rund 40.000. Während die Arbeitgeber darauf verweisen, dass die „Geringfügigen“ in erster Linie notwendige Aushilfsjobs seien, die etwa von Studenten gemacht würden, kritisiert die Gewerkschaft vida die Zunahme an prekären Beschäftigungsformen im Tourismus. Denn auch die Leiharbeit boomt.

Zugleich werden immer weniger Lehrlinge ausgebildet, was die vida nicht nur auf den Geburtenrückgang,sondern auch auf schlechte Bezahlung und fehlende Anreize für Jugendliche zurückführt. Die Arbeitgeber wiederum verweisen auf die mangelnde Mobilität.

Mobiler sind hingegen die Ausländer. Die Ausländer-Beschäftigung stieg im Juli gegenüber dem Vorjahr um 6000 auf 89.000.