Wie Hunderte Sparer mit kleinen Goldbarren abgezockt wurden
Von Kid Möchel
400 Geschädigte. Es ist oft erstaunlich, was sich renommierte Strafrichter wie Claudia Moravec-Loidolt von Angeklagten und Zeugen alles anhören müssen. Am Wiener Landesgericht wurde am Mittwoch die Causa EC Noble Metal verhandelt. Es geht um Untreue, Veruntreuung, betrügerische Krida und Gläubigerschädigung. Schaden: rund 1,7 Millionen Euro.
Die erste Firma strauchelte mit dem europaweiten Verkauf von angeblichen arabischen Goldmünzen, die am Ende nicht existierten. „Wir sagten nun, was machen wir jetzt?“, sagte der Zeuge „aus dem Vertrieb“ vor Gericht. „Hätten wir einen Schlussstrich gezogen, wäre ein strafrechtliches Delikt herausgekommen.“ Also gründete man die Firma EC Noble Metals, die Ansparpläne mit Goldbarren vertickerte. „Die Leute haben 1.050 Euro eingezahlt, davon 1.000 Euro für die Depotgebühr und 50 Euro für Gold im Monat“, schilderte der Zeuge vor Gericht. „Es gab Tausende Kunden, die das geglaubt haben.“ Kurios: Die Depotgebühr galt für 20 Jahre, obwohl das Goldprodukt nur eine Laufzeit von maximal zwölf Jahren hatte.
Von der Depotgebühr gingen 650 Euro an den Vertrieb für Provisionen, der Rest ging in der Verwaltung auf. Nur mit dem Goldbarren war es auch nicht weit her. Man suchte nun neue Produkte mit höheren Margen als Beimischung wie Solarmodule, Kokoswasser und gründete neue Firmen. Doch das Kokoswasser war ein Ladenhüter. „Um die wirtschaftlichen Dinge kümmerte sich die Geschäftsführung, wir kümmerten uns um den Umsatz“, sagte der Zeuge.
EC-Masseverwalter Stephan Riel erstattete 2016 Anzeige, weil im Wiener Safedepot bei Insolvenzeröffnung nicht einmal Goldstaub vorhanden war. Am Ende der Einvernahme hatte der Zeuge fast alles widerlegt, was er am Anfang gesagt hatte. Am Freitag geht der Prozess in die Endrunde.