UniCredit plant negative Zinssätze für Millionäre
Als erste Bank in Italien will die Bank-Austria-Mutter UniCredit Spareinlagen vermögender Privatkunden mit Negativzinsen belegen, die Maßnahme wird jedoch lediglich Kunden mit einem Vermögen in Höhe von mehr als einer Million Euro betreffen. Dies berichtete ein Sprecher der Bank nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur ANSA.
"Kunden mit über einer Million Euro Spareinlagen werden wir Investitionen in Geldfonds mit positiven Zinsätzen anbieten. Für Kunden, die Spareinlagen von über einer Million Euro auf dem Konto lassen wollen, werden wir Maßnahmen ad hoc bestimmen, die die außerordentlichen Änderungen im makroökonomischen Umfeld berücksichtigen", so der Sprecher.
Damit reagierte UniCredit auf Sorgen von Retail-Kunden wegen der Aussicht, dass sie mit Negativzinsen belegt werden könnten. Der italienischen Konsumentenschutzverband Codacons reagierte kritisch auf die Pläne von UniCredit und kündigte eine Sammelklage gegen Banken an, die ihre Kunden mit Kosten der Negativzinssätze belasten wollen. Der Verband rief die Banca d'Italia und die italienische Antitrust-Behörde auf, eine Untersuchung über die UniCredit-Pläne in die Wege zu leiten.
In Österreich sind Negativzinsen auf privates Spargeld ausgeschlossen. Das ist durch ein OGH-Urteil rechtlich abgesichert.
Codacons drohte mit einem Boykott aller Banken, die sich wie UniCredit dazu entschließen sollten, Spareinlagen vermögender Privatkunden mit Negativzinsen zu belegen. Dies würde einer Steuer auf Bankkonten gleichen und Kunden der Banken zu Investitionen zwingen, für die sie sich ansonsten nicht entschieden hätten. Damit würden beträchtliche Vorteile für die Bank entstehen.
UniCredit-CEO Jean Pierre Mustier hatte vergangene Woche betont, dass Kunden mit Vermögen von "weit über 100.000 Euro" ab 2020 Geld dafür bezahlen, ihre Summen in der Bank zu deponieren. UniCredit nimmt sich damit an einer Reihe europäischer Banken ein Beispiel, die die Kosten von fünf Jahren Negativzinssätzen den Kunden zahlen lassen wollen. Ähnliche Schritte haben bereits die Berliner Volksbank und die dänische Jyske Bank unternommen.
Mustier hatte in seiner Funktion als Präsident des Europäischen Bankenverbandes EBF betont, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Geldhäuser in Europa auffordern sollte, Spareinlagen vermögender Privatkunden mit Negativzinsen zu belegen. Diese Maßnahme dürfe nicht Kunden mit Spareinlagen unter 100.000 Euro betreffen.
Seit Mitte Juni 2014 müssen Geschäftsbanken Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Die Währungshüter wollen die Institute dazu bringen, mehr Kredite zu vergeben. Dies soll die Wirtschaft ankurbeln und zugleich die Inflation anheizen.