Wirtschaft

Zehn kleine Siemensianer

Aus sechzehn mach’ zehn: Joe Kaeser, seit Sommer 2013 Chef des Elektrokonzerns Siemens, baut wie praktisch alle seine Vorgänger den größten deutschen Industrieriesen einmal mehr gewaltig um.

Die 16 Divisionen des 360.000-Mitarbeiter-Konzerns werden auf neun (die wichtigsten siehe unten) drastisch gestutzt. Als zehnte Einheit kommt die Sparte Gesundheitswesen dazu. Sie wird zwar vorerst nicht verkauft, aber außerhalb der „normalen“ Konzernorganisation geführt. Die von seinem Vorgänger – dem im Vorjahr vorzeitig abgelösten österreichischen Top-Manager Peter Löscher – geschaffenen vier Sektoren Energie, Infrastruktur und Städte, Industrie sowie Gesundheitswesen schafft Kaeser ab.

Wie sich der Umbau auf die Jobs auswirkt, ist vorerst offen. Allerdings geht die deutsche Industriegewerkschaft (IG) Metall davon aus, dass von der Neuausrichtung Tausende Arbeitsplätze betroffen sind.

Auch in Österreich – der Konzern beschäftigt hier mehr als 12.000 Mitarbeiter – fürchten die Gewerkschaften einen weiteren Job-Abbau. Denn der aus der „alten“ Verstaatlichten hervorgegangene Anlagenbau für die Eisen- und Metallindustrie (VAI) mit Hauptsitz in Linz und insgesamt 9000 Mitarbeitern wird in ein Joint Venture mit dem japanischen Anlagenbauer Mitsubishi Heavy Industries eingebracht. Die Japaner bekommen 51 Prozent, das Headquarter übersiedelt nach London.

Zukäufe

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Vor dem Hintergrund des radikalen Umbaus will Kaeser weltweit auf Einkaufstour gehen. Ganz oben auf der Liste steht der französische Energie- und Mobilitätskonzern Alstom,um den der amerikanische Konkurrent General Electric (GE) mitrittert. Siemens will mit der Übernahme seine Energiesparte aufrüsten, das lahme Eisenbahngeschäft soll dagegen an den Hersteller des Hochgeschwindigkeitszugs TGV gehen. Siemens hat an Alstom, so Kaeser, „ein ernsthaftes Interesse“. Die französische Braut ist allerdings nicht so hübsch, wie es sich Siemens vorstellt: Im Geschäftsjahr 2013/'14 (31. März) schrumpfte der Gewinn (bei einem Umsatzanstieg um vier Prozent auf 20,3 Milliarden Euro) um 28 Prozent auf 556 Millionen. Siemens selbst dagegen verdiente besser: Im zweiten Geschäftsquartal 2013/'14 stieg der Gewinn um zwölf Prozent auf 1,15 Milliarden Euro.

Parallel zum Konzern baut Kaeser auch das Management um. Energie-Vorstand Michael Süß muss gehen. Ihm folgt die Shell-Managerin Lisa Davis. Kaeser: „Wer Bürokratieabbau fordert, der muss wissen, dass Bürokratie auch Gesichter hat.“

Power and Gas (PG)
Rund 14 Mrd. Euro Umsatz 2013

Energy Management (EM)
Rund 12 Milliarden Euro Umsatz

Building Technologies (BT)
Sechs Milliarden Euro Umsatz

Digital Factory (DF)
Neun Milliarden Euro Umsatz

Process Industries and Drives (PD)
Elf Milliarden Euro Umsatz

Financial Services (SFS)
18,7 Milliarden Euro Umsatz

Healthcare (HC)
13,9 Milliarden Euro Umsatz