"Ultravorsichtige Österreicher": Sparbuch rettete 2018 Vermögensplus
Es ist eine eher traurige Premiere: 2018 ist das weltweite Vermögen nicht gewachsen, sondern gesunken. Zum ersten Mal überhaupt waren die Geldvermögen der privaten Haushalte sowohl in den reichen Industrie- als auch in den aufstrebenden Schwellenländern im Minus.
Das war nicht einmal 2008, am Höhepunkt der Finanzkrise, der Fall. Konkret gingen die globalen Vermögen um 0,1 Prozent auf 172,5 Billionen Euro zurück, geht aus dem Vermögensbericht der deutschen Allianz-Versicherung hervor.
Wegen politischer Konflikte (Handelsstreit, Brexit) und Zinserhöhungen in Teilen der Welt gaben die Aktienkurse global um rund 12 Prozent nach.
Österreich leistet Widerstand
Bemerkenswert ist freilich Österreichs Abschneiden. Die Nibelungentreue, die die heimischen Anleger ihrem Sparbuch entgegenbringen, macht sich äußerst selten bezahlt. Im turbulenten Vorjahr war aber schon: Entgegen dem globalen Trend gab es in Österreich ein leichtes Vermögensplus.
Der Anstieg um 1,0 Prozent auf 675 Mrd. Euro kam zustande, weil die Sparbuch-Treue die Verluste an den Aktienmärkten ausgleichen konnte.
Das leichte Plus beruht demnach allein auf den heimischen Bankeinlagen, die mit 4,9 Prozent nicht nur kräftig stiegen, sondern auch knapp 90 Prozent aller frischen Anlagegelder anzogen. Die beiden anderen Wertpapierklassen, Wertpapiere wie Aktien und Investmentfonds sowie Versicherungen und Pensionen, gingen laut Allianz um 2,7 Prozent beziehungsweise 0,9 Prozent zurück.
Die Österreicher seien ihrem Ruf als ultra-vorsichtige Anleger erneut gerecht geworden. "Zwar verzeichneten die österreichischen Sparer damit das schwächste Wachstum in den letzten sieben Jahren, aber sie zählten immerhin zu den wenigen europäischen Sparern, die überhaupt einen Zuwachs erzielen konnten", erklärte Martin Bruckner, Vorstandsmitglied der Allianz Gruppe in Österreich.
Vermögensaufbau eingebremst
Allerdings ist auch in Österreich das Tempo beim Vermögenszuwachs rückläufig: Netto erhöhte sich das Geldvermögen in Österreich 2018 nur noch minimal um 0,3 Prozent. In den sieben Jahren zuvor war das Plus bei den Netto-Geldvermögen pro Kopf mit durchschnittlich 3,8 Prozent noch deutlich höher gelegen.
Die Allianz berücksichtigt in ihrem jährlichen "Global Wealth Report" für 53 Länder Bargeld, Bankeinlagen und Wertpapiere sowie Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionsfonds, nicht jedoch Immobilien. Netto, also abzüglich von Schulden, sank das Geldvermögen in den untersuchten Staaten 2018 um 1,9 Prozent auf 129,8 Billionen Euro.
Das höchste Bruttogeldvermögen pro Kopf hatten den Berechnungen zufolge erneut die Schweizer (266.320 Euro), gefolgt von den US-Amerikanern (227.360) und den Dänen (156.320). Abzüglich von Schulden lagen die US-Amerikaner (184.410) vorn. Österreich rangierte mit einem Bruttogeldvermögen von 75.884 Euro pro Kopf auf Platz 18, dahinter folgte Deutschland (74.620 Euro). Netto waren es hierzulande 53.981 Euro und Rang 16.