Wirtschaft

Uber-Rivale Didi erlöst mit Börsengang 4,4 Mrd. Dollar

Der chinesische Fahrdienst Didi hat mit seinem Börsengang an die US-Technologiebörse Nasdaq 4,4 Milliarden Dollar (3,7 Mrd. Euro) erlöst. Der Uber-Rivale stockte die Emission um zehn Prozent auf 316,8 Millionen Hinterlegungsscheine (ADS) auf und setzte den Preis für die Papiere bei 14 Dollar am oberen Ende der Spanne an, wie Didi mitteilte.

Damit kommt Didi zum Börsenstart am Mittwoch auf eine Marktkapitalisierung von rund 73 Milliarden Dollar. Ursprünglich hatte der Börsenaspirant auf eine Bewertung von 100 Milliarden spekuliert, musste die Erwartungen nach Gesprächen mit Investoren aber zurückschrauben. Letztlich war die Emission um ein Vielfaches überzeichnet, nachdem Anleger die reduzierte Bewertung als attraktiv ansahen. Sie hatten zuvor Bedenken geäußert, dass die Aussichten für die Branche sich eintrüben könnten, wenn die Behörden Fahrdienste künftig stärker regulierten. Mit einer Platzierungsreserve kann Didi die Emission in den nächsten Wochen noch um 47,5 Millionen ADS aufstocken.

Flut an Börsegängen

Didi ist der größte Börsengang in den USA seit 2015, als der chinesische Online-Riese Alibaba 25 Mrd. Dollar erlöste. Die Börsen erleben derzeit weltweit eine Flut von Börsengängen. Nach Daten der Unternehmensberatung EY haben zwischen April und Juni 589 Unternehmen den Sprung an den Aktienmarkt gewagt, dreimal so viele wie ein Jahr zuvor. Sie nahmen zusammen 106 Mrd. Dollar ein, das Zweieinhalbfache des Vorjahreswertes. Allein in China gingen 161 Firmen an die Börse, in den USA waren es 114. Den stärksten Zuwachs erlebten aber die europäischen Börsen: Hier verfünffachte sich die Zahl der Neuemissionen auf 142. Deren Volumen hat sich auf 21,1 Mrd. Dollar verdreifacht. In Österreich gab zuletzt keinen Börsengang.

"Die hohen Bewertungsniveaus und eine geringere Volatilität sorgen für einen regelrechten Ansturm aufs Parkett", sagte EY-Experte Martin Steinbach. Neben den vollen Taschen der Anleger spielten dabei auch die Nebenwirkungen der Corona-Krise eine Rolle. "Der Digitalisierungstrend, der durch die Pandemie nochmal enorm verstärkt wurde, rückt digitale Geschäftsmodelle in den Mittelpunkt des Interesses", erklärte Steinbach. Jeder vierte Börsenneuling ist ein Technologieunternehmen.

Preiskampf

Auch Didi gehört dazu. Das 2012 gegründete Unternehmen hat in China den Preiskampf mit dem US-Rivalen Uber gewonnen. Er hatte sein Geschäft in China an Didi verkauft und sich im Gegenzug an dem Konkurrenten beteiligt. Chef von Uber China war zu der Zeit Liu Zhen, der Cousin von Didi-Mitgründer Jean Qing Liu, einem ehemaligen Banker von Goldman Sachs. Zu den frühen Investoren in Didi zählen auch Softbank und Tencent. Im vergangenen Jahr hatte sich der Umsatz des Fahrdienstvermittlers angesichts der Pandemie um acht Prozent auf 21,6 Mrd. Dollar verringert, bei einem Verlust von 1,6 Mrd. Dollar. Für das erste Quartal 2021 wies Didi mit 30 Millionen Dollar erstmals einen Gewinn aus.